Pigeon John - Dragon slayer

Quannum / Universal
VÖ: 29.07.2011
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 1/10
1/10

Kuschel und weich

Das Ding ist nicht mal tiefer gelegt. Keine Alu-Felgen, keine verdunkelten Fenster, keine Ladies. Stattdessen zwei längst beerdigte Größen des amerikanischen Filmgeschäfts. Und in der Agentur klingen die Sektgläser zwischen den Anzugträgern. Ja, da war ein deutscher Autohersteller ganz geschickt mit seinen 30 Sekunden Werbezeit, in der die angestaubten Don O'Connor und Gene Kelly den angestaubten Sitting Dance auspacken. Wo die beiden Herren das Tanzbein schwingen, muss auf der Rückbank eben auch genug Platz sein für die lieben Kleinen. Den familienfreundlichen Soundtrack dazu liefert Pigeon Johns "The bomb", das eifrig zum Mitklatschen aufruft. Ob das auf den Vordersitzen gut ankommt? Die Nummer geht als Single schon klar, da kann die Röhrenjeans beim Hüftewackeln noch so sehr im Schritt kneifen. HipHop für den sonnigen Sonntagsausflug, ist gebongt.

Ein dicker Edding-Strich ging auf der Liste durch den Punkt "Samples", und so hat John Kenneth Dunkin sich für seine siebte Platte selbst an die Produktion gemacht. Dabei rumgekommen ist ein organischer Sound, der kuschel und weich ist. "To do list" stöhnt ein wenig aus dem Synthie und lullt mit seiner lahmen Melodie langsam ein. Geht in die Hose. Das leicht jazzige Piano in "Rock bottom again" sitzt. Dafür takten die Drums lahm vor sich hin, und auch die Bläser werden vorhersehbar eingestreut. "Before we're gone" versucht es mit einem SingerSongwriter-on-the-road-Feeling, aber kommt nicht über die B286 hinaus. "Dragon slayer" bleibt nur mit manchen Momenten im Ohr. "Davey Rockit" erzählt seine Story ordentlich und packt die digitalen Möwen von Gnarls Barkleys "Smiley faces" aus. Das Arrangement ist mit feiner Linie gezeichnet, und auch der Rhythmus packt da zum ersten Mal so richtig.

Vielleicht wäre "Dragon slayer" mehr am Brennen, wenn Pigeon John sich technisch besser geben würde. Es fehlt vielen Tracks einfach am Flow. Der traurige Versuch in "So gangster" schnallt ordentlich zurück. Ironischer Quatsch, der nichts verstanden hat. Mit seinen Lyrics verrät Pigeon John nichts - und schon gar nichts über sich. Das aufgesetzte Köcheln von "Ben Vereen" bringt da auch keine Wende. Aber immerhin geht die Hook ins Ohr. Doch harmlosen Sound mit fiesen Lyrics zu kreuzen, ist so neu wie HipHop. Etwas anders, nälich HipPop, mag sich "Dragon slayer" nennen. Hip ist daran allerdings wenig, und der Pop ist auch noch mau. Die Rhythmen steuern direkt ins Vergessen, da kann der Bandsound auch wenig retten. Das Breittreten des Alltags tut in den Lyrics sein übriges. "Dragon slayer" ist wie eine Schachtel Pralinen. Zwei Sahnestücke, der Rest für die Tonne.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The bomb
  • Hey you

Tracklist

  1. The bomb
  2. Buttersoft seats
  3. Dude, it's on
  4. Rock bottom again
  5. Before we're gone
  6. Davey Rockit
  7. Hey you
  8. So gangster
  9. To do list
  10. Excuse me
  11. Ben Vereen
Gesamtspielzeit: 39:43 min

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