3 Doors Down - Time of my life
UniversalVÖ: 15.07.2011
Ein bisschen Gewissheit
Wie so oft ist es auch hier eine Frage der Erwartung. Also was glauben wir mit dem neuesten Streich von 3 Doors Down zu bekommen? Eine konsequente Abkehr vom bisherigen Einerlei? Eventuell progressive Elektro-Einflüsse? Lyrics, die mehr Geheimnisse hinter ihren Mauern tragen, als die weinerlich vor sich hin leidende Oberfläche zunächst vermuten lässt? Gar das Album des Jahres oder zumindest eine große, politische Anklage gegen Kriege und Hunger in der Welt abseits jeglichen US-Patriotismus? Eine bedeutungsvolle, wichtige Platte, die den Zeitgeist der nächsten Dekade bestimmt? Oder wenigstens ein solides Werk, dessen Einschlummerzeit endlich einmal bei mehr als drei, vier Tracks liegt? Nein, all das erwarten wir vom mittlerweile fünften Album der Mississippians sicherlich nicht mehr.
Stattdessen gibt es von 3 Doors Down das gewohnte Feuerwerk aus längst überholtem Hardrock-Post-Grunge im Stadion-Format mit ganz viel Feuerzeugschwenk, der so blutleer und inhaltsbefreit daher kommt, dass es schon wieder ein Wunder ist, dass sich die letzten Alben nicht nur im Hauptabsatzmarkt USA, sondern auch in Deutschland in den Top Ten behaupten konnten. Zugegeben, das könnte natürlich auch am Einbruch der CD-Verkäufe liegen, aber wir wollen den Herren um Frontmann Brad Arnold diesen Erfolg mal nicht madig machen. Keine Frage, auch "Time of my life" wird daran anknüpfen. Drüben überm großen Teich eh, aber auch im Rest der Welt, so viel ist sicher. Vermittelt dieses Album doch etwas, das vielen Menschen im Moment fehlt. Ein bisschen Gewissheit, dass es immer noch etwas gibt auf das man sich verlassen kann. Ein Fünkchen Sicherheit und Stabilität, dass Dinge auf dieser Welt existieren, die sich einfach niemals verändern werden. Keine Atomkatastrophen, Klimawandel oder Wirtschaftskrisen können diesem Fels in der Brandung etwas anhaben.
Also geben 3 Doors Down der Meute nur, wonach sie lechzt. Und so bewegt sich "Time of my life" erschöpft zwischen den altbekannten Polen von härteren Rocksongs mit Brachialgitarren und einer Portion Pop, wie dem Titeltrack oder "Race for the sun", über an Nickelback erinnernde, aufgeblähte Semi-Balladen mit großem Refrain, bis hin zu schmierigen 08/15-Trennungsschmusern oder schwülstigen Reuesongs wie "Everytime you go" und "Heaven", in denen alle Fehler bedauert werden, die man jemals in seinem Leben gemacht haben könnte. Am Ende wird meist alles wieder gut, und daheim wartet die Verehrte, die großzügig verzeiht. Hach, wie schön. Die Plattitüden à la "Round and round and round we go / Where we're gonna stop nobody knows" sind bekannt und ziehen sich durchs gesamte Album, dessen Produktion natürlich wieder einmal so hochwertig geworden ist, dass jegliche Kanten glattgebügelt wurden. Es ist also alles wie immer bei 3 Doors Down: Viel Verpackung, wenig Inhalt. Mission accomplished, mehr erwarten wir doch gar nicht.
Highlights & Tracklist
Highlights
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Tracklist
- Time of my life
- When you're young
- Round and round
- Heaven
- Race for the sun
- Back to me
- Every time you go
- What's left
- On the run
- She is love
- My way
- Believer
- When you're young (Acoustic)
- Every time you go (Acoustic)
- The silence remains
- Train (Demo)
Referenzen
Spotify
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