Ty Segall - Goodbye bread
Drag City / Rough TradeVÖ: 24.06.2011
Brot und Spiele
Wenn man im alten Rom sein Volk im Bann halten und vor zuviel Trubel abschirmen wollte, geschah dies meist durch Panem et circenses, oder deutsch durch Brot und Spiele. Wenn man nach außen Härte zeigt und sich nach innen sanftmütig gibt, so gedachte man scheinbar, kann man alle glücklich machen. Im Zeitalter des Internets und des gläsernen Bürgers ist das alles nicht mehr so einfach. Die Formel "Brot und Spiele" in die Neuzeit zu transportieren, versucht nun ein Punkmusiker von der Westküste der USA, der sein mit schluffigem Hundekopf versehenes Album "Goodbye bread" auf dem renommierten Label Drag City veröffentlicht. Der 24-jährige Ty Segall aus San Francisco exerziert auf seinem neuen Album gepflegten Garagenpunk, der einmal zuckerweich, ein anderes Mal scharfzüngig und aufbrausend daherkommt.
Der schon als Wunderkind bezeichnete Segall liefert hier schon sein fünftes Werk seit 2008 ab, unzählige Singles und Splitveröffentlichungen gar nicht miteinbezogen. Es kann ja nicht jeder so faul sein wie scheinbar der Hund auf dem Coverbild. Er surft ein wenig auf der Chill-Wave-/Surf-Pop-Welle mit, bewahrt sich jedoch mit ausgefeiltem und abwechslungsreichem Songwriting genügend Eigenständigkeit, um aus der Masse herauszustechen. "You make the sun fry" ist ein umwerfender Psych-Pop-Song, der sich irgendwo Ende der 60er Jahre am Strand verirrt hat, und die Vorabsingle "I can't feel it" taumelt zwischen Formatradio und hippiesker Freiheit, gefällt dabei aber voll und ganz. Das war der Zuckerbrotteil, der mit Peitsche folgt zugleich. Wenn "My head explodes" bis zur Erschöpfung zu Ende geklöppelt wird, und wenn Segall in "I am with you" die Textzeilen "I'm sick of the man / I'm sick of the dog / I'm sick of everything I can see" von sich gibt, überzeugt dies nicht minder.
Das Brot dürfte hiermit für Segall gesichert sein. Die Verspieltheit auf "Goodbye bread" und die Vielseitigkeit der Arrangements bereiten hier einfach Freude. Segall beweist bis einschließlich des abschließenden "Fine", dass ein gewisses Maß an brachialer Dynamik und eine fast schon unverschämte Neigung zur Melodie Hand in Hand gehen können. In Interviews bekundete der junge Herr, er wolle nicht berühmt werden. Dies könnte sich trotz vorhandenem Lofi-Charme bald ändern, denn ein Sedativum ist "Goodbye bread" nicht gerade. Es ist schon eher ein Aufbruch zu etwas ganz Großem.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Comfortable home (a true story)
- You make the sun fry
- My head explodes
- I am with you
Tracklist
- Goodbye bread
- California commercial
- Comfortable home (a true story)
- You make the sun fry
- I can't feel it
- My head explodes
- The floor
- Where your head goes
- I am with you
- Fine
Referenzen
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