Scott Matthew - Gallantry's favorite son
Glitterhouse / IndigoVÖ: 10.06.2011
Ein Verfall
Scott Matthew spricht von einer neuen Leichtigkeit, wenn er von den Songs seines dritten Albums "Gallantry's favorite son" erzählt. Das muss man relativieren, wird doch auch hier wieder einigermaßen schwermütig über Isolation, Missverständnisse und Trennungsschmerz gesungen. Doch dauert es keine drei Sekunden, schon hat sich die Platte gegen Dunkelheit und für Helligkeit entschieden: Federleicht und luftig tänzelt eine Orgel über hauchdünne Gitarrenklänge, Matthew spinnt eine Analogie zu einer Amsel, und schon schwebt man in der Luft.
Der Australier spielt mit seiner Stimme und positioniert sie zwischen Kitsch, Pathos und berührender Dramatik. Im schönsten Stück des Albums, "Sinking", flüstert Matthew über einen körperlosen, engelsgleichen Chor. Ein zurückgelehnter Gospel ist das, der eine Melodie in sich trägt, die zu Herzen geht. Kaum hat man das überstanden, versucht sich Matthew mit "The wonder of falling in love" an einer beschwingten Soul-Nummer, die die aufgezogenen Nebelschwaden und Depressionen mit Licht und Wärme vertreibt. "Gallantry's favorite son" ist ein vielschichtiges und verspieltes Album.
Ausgerechnet der letzte Song dieser leichten und doch ergreifenden Platte heißt "No place called hell" und entlässt den Hörer mit einem breiten Grinsen. Matthew spielt hier die Ukulele, die Rassel rattert zurückgelehnt im Takt, und ein gutgelaunter Chor macht den Song zu einem beschwingten Singalong. Selbstverständlich bekommt hier auch noch einmal die berühmte Mundtrompete ihren Platz eingeräumt, bevor "Gallantry's favorite son" im Nichts verschwindet. Es ist der verschmitzte Ausklang einer fröhlichen Platte, der man die Fröhlichkeit nicht immer abnehmen will.
Das gutgelaunte "Felicity", mit seiner Beatles-Harmonie und der melancholischen Pfeif-Melodie, kann auf diesem Album neben dem traurigen und klassizistischen "Duet" stehen. Hier verbrüdern sich Folk, Soul, Gospel und klassische Singer- Songwriter-Songs zu einem warmen und berührenden Ganzen. Die Welten, die Matthew mit seiner Stimme, mit seinen Liedern streift, scheinen beinahe grenzenlos. Alles ist möglich, jede Empfindung, jede Beobachtung kann in Musik verwandelt werden. "Gallantry's favorite son" ist ein Album, das einigermaßen süchtig macht. Das sakrale "Buried alive" ist das Versprechen: "It will still / Eat me inside". Ein schöner Verfall.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Felicity
- Buried alive
- Sinking
- No place called hell
Tracklist
- Black bird
- True sting
- Felicity
- Duet
- Buried alive
- Devil's only child
- Sinking
- The wonder of falling in love
- Seedling
- Sweet kiss in the afterlife
- No place called hell
Referenzen
Spotify
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