Andreas Bourani - Staub & Fantasie

Vertigo / Universal
VÖ: 10.06.2011
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Erträgliche Leichtigkeit

Im Fußball wäre Andreas Bourani ein Punktelieferant gewesen, ein Aufbaugegner, der sichere Absteiger. 10 Jahre lang versuchte der Augsburger Musik zu veröffentlichen, geriet stets an die falschen Produzenten oder schrieb vielleicht auch die falschen Songs. Ein fertiges Album wanderte in die Tonne, und so stand nach langer Zeit immer noch nichts dort, wo eine Diskographie hätte sein sollen. Das ist nun anders. Die Single "Nur in meinem Kopf" erschien, die Niederlagenserie war beendet und der Frust der Vergangenheit wich der Überzeugung, an Erfahrung gewonnen zu haben. Und so verrät bereits die Single, was Bourani beschäftigt, wie er über den Menschen und damit auch über sich selbst denkt: "Wir sind aus Staub und Fantasie".

Für Popmusik ganz schön philosophisch. Und da Bourani sein Bemühen manchmal zu demonstrativ und aufdringlich zur Schau stellt, reicht es ihm nicht, bloß "Du bist mein Stern" auf "Ich hab Dich gern" zu reimen. Er "badet in Magie", erzählt von Utopie und unbekannten Gestirnen, so dass es in Songs wie "Glück", "Eden für Dich" oder "Fremder Planet" schon merklich distelmeyert. Insofern unterscheidet sich Bouranis Ansatz schon ein wenig von anderen deutschen Pop-Kollegen, die sich oft mit Beziehungsmustern zufriedengeben. Die Krux: All das mag phasenweise nicht so recht zusammenpassen. Dann kommt einem "Staub & Fantasie" wie ein pathetischer Trunk aus dem Sodamax vor - als würde Dirk von Lowtzow Lieder von Unheilig singen oder Sven Regener ein Feature bei Revolverheld geben. Die Balance ist das Ungleichgewicht.

Als Produzenten fungierten Andreas Herbig und Peter Seifert, die schon für Ich + Ich, Jochen Distelmeyer oder Cassandra Steen gearbeitet haben. Und so wabern dann 13 Songs zwischen schlagereskem Softpop und rockig-ambitionierter Basisarbeit aus den Boxen. Hätte sich Bourani mehr auf seine klassische Ausbildung besonnen, entfielen vielleicht die in den finalen Bridges und Outros überinflationär gebrauchten "Ooo-oohs" und käme auch ein Song wie "So leicht so schwer" besser zur Geltung. Lässt man die massenkompatible Tinktur draußen, bleiben immerhin einige solide Tracks mit Klavierfundament oder auch das einzige Akustikgitarrenstück "Du lässt Dich gehen". Ein sicherer Absteiger ist Bourani gewiss nicht mehr, sein Platz ist fortan das ungefährdete Mittelfeld: "Du fliegst nicht höher aber leichter mit der Zeit". Wenn er es sich bloß selbst manchmal etwas leichter machen würde.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Nur in meinem Kopf
  • Mit der Zeit
  • Eisberg

Tracklist

  1. Nur in meinem Kopf
  2. Wunder
  3. Zusammen untergegangen
  4. Mit der Zeit
  5. Glück
  6. Sicher
  7. Eisberg
  8. Eden für Dich
  9. Du und ich und sie
  10. So leicht so schwer
  11. Fremder Planet
  12. Frieden
  13. Du lässt Dich gehen
Gesamtspielzeit: 54:04 min

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