Black Stone Cherry - Between the devil and the deep blue sea

Roadrunner / Warner
VÖ: 27.05.2011
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Agathe Bauer

Zwischen den Pferdekoppeln Kentuckys ist die amerikanische Redneck-Welt noch in Ordnung: "Freunde, Bierchen trinken, fischen gehen, das ist es", so beschreiben Black Stone Cherry ihren Heimatkosmos in Interviews und setzen damit auch gleich den Rahmen für ihre Musik: Bodenständigkeit und ausreichend schweißtreibende Männlichkeit sind oberste Prämisse, wenn die vier Dudes die Traditionen des Southern Rocks im polierten Radio-Gewand wieder aufleben lassen.

Nachdem die Band sich auf "Folklore and superstition" um Abwechslungsreichtum bemühte, soll die neue Scheibe vor allem als kraftprotzende Dicke-Eier-Demonstration fungieren: Aus Chris Robertsons Stimme fließt das Testosteron so großzügig, wie man es auch vom Whiskey im Backstageraum vermuten könnte. Könnte, wohlgemerkt! Denn im Vergleich zu den alten Vorbildern aus dem Dunstfeld von Lynyrd Skynyrd sind Black Stone Cherry eine äußerst schwiegermuttertaugliche Neuauflage: Wie die Bandmitglieder gerne erzählen, wird auf Tour nicht getrunken und jedes Konzert mit einem gemeinsamen Gebet eingeleitet. Der Teufel im Albumtitel und ein bisschen moderates "Kiss my ass"-Gefluche sind das Einzige, was da den All American Dream stören könnte.

Nicht ohne Grund, denn offensichtlich will hier mal wieder jemand ganz nach oben. Wer den Mitgröhl-Möchtegern-Orgasmus im Refrain von "White trash millionaire" hört, ist mindestens in diesem Moment überzeugt, dass Black Stone Cherry erfolgreich an einer Karriere als lärmige Südstaaten-Version von Nickelback arbeiten. Auch wenn sie im Gegensatz zu denen musikalisch zumindest mehr tun, als im Vierteljahrestakt Variationen ein- und derselben Single auf den Markt zu schmeißen. Allerdings haben auch die Südstaaten-Rocker ein klares Lieblingsschema, das sie auf "Killing floor" und "Such a shame" lehrbuchtauglich demonstrieren: Erst deuten schwitzige Distortion-Riffs Ambitionen im ganz gewaltigen Bereich an, dann wendet der Refrain scharf in Richtung radiotauglicher Gefilde und tischt schnell ein bisschen leicht bekömmliche Pseudo-Wucht auf. I got the power? Schon möglich, aber warum hält sie sich so selten über ein ganzes Lied?

Für den Fall, dass auch danach eine Handvoll Zartbesaiteter verstört bleibt, darf zusätzlich die Balladen-Dosis von zweieinhalb Schmachtstücken nicht fehlen. Wer die so penibel berechnet hat? Vielleicht die Songwriting-Profis, die die Band sich dieses Mal ins Boot geholt hat, um ausgeklügelte Party-Raffinessen vom Schlage "Blame it on the boom boom" auszutüfteln. Womöglich aber vor allem Produzent Howard Benson: Die blitzblank gescheuerten Gitarrenwände von "Stay" oder "Like I roll" kennt man zu gut von dessen bisherigen Kunden, seien es nun 3 Doors Down und Creed oder Daughtry und Hoobastank. Nur, dass bei Black Stone Cherry eben alles eine Spur härter geraten darf und damit zumindest die bereits oben erwähnt Druck- und Energieladung entsteht - beim Fischen und Biertrinken in Kentucky vielleicht gar kein so schlechter Soundtrack, davon abgesehen vor allem: laut, populistisch und zutiefst traditionsbewusst. Sollten Black Stone Cherry insofern die musikalische Tea Party der USA sein? Nein, das wäre dann doch zu hart.

(Jana Fischer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • In my blood
  • Change

Tracklist

  1. White trash millionaire
  2. Killing floor
  3. In my blood
  4. Such a shame
  5. Won't let go
  6. Blame it on the boom boom
  7. Like I roll
  8. Can't you see
  9. Let me see you shake
  10. Stay
  11. Change
  12. All I'm dreamin' of
Gesamtspielzeit: 39:40 min

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