The Dawn Band - Agents of sentimentality
Elektrohasch / Sonic RendezvousVÖ: 27.05.2011
Leicht ist leichter
Postrock ist oft schwer: schwer zu hören, schwer einzuordnen, schwer zu fassen. Entweder schlängeln sich unendlich verdrehte Gitarrenfiguren durch zerklüftete Rhythmus-Landschaften, weit entfernt von der grünen, sonnigen Ebene des Viervierteltakes, treffen vereinzelt auf Gesang und verlieren sich dann wieder im Orchester-Graben der vielfältigen Instrumente. Oder es wuchten sich massive Riffs gegen-, über- und untereinander auf und manchmal auch aneinander vorbei, getrieben von melancholisch bis apokalyptisch dröhnenden Akkordmonstern. Der einfache Wunsch nach guter Musik kann schon mal verzweifeln lassen, angesichts der wort- und tongewaltigen Theatralik, die das Genre und diejenigen, die darüber schreiben, hervorbringt.
The Dawn Band erfüllen formal die meisten der Ansprüche, um sich den Genre-Stempel zu verdienen. Auf "Agents of sentimentality" begegnen uns komplizierte und komplexe Songs, eher sparsamer Gesang, ausgefeilte Laut/Leise-Dynamik, der eine oder andere mehrstimmige Chor und diese gewisse Widerspenstigkeit, die ein unmittelbares Einordnen des Gehörten nicht leicht machen. Aber The Dawn Band sind auch vernarrt in strahlende Dur-Akkorde, butterweiche Harmonien und einer Aus-dem-Bauch-Attitüde, die sich das eine oder andere Mal in fröhlich grinsendem und reichlich unbekümmerten Garagenrock niederschlägt.
Dabei beherrscht die Band zurückhaltend-akustische Kompositionen genauso wie die große Rockgeste und die Verknüpfung der beiden. In "Siam" umspielen sich zwei akustische Gitarren, treffen sich immer mal wieder auf demselben Akkord und geben so ein Vorspiel für das folgende "Kussnacht", das rhythmisch ähnlich und ebenfalls stromlos beginnt, sich dann aber wie ein Motorpsycho-Song in einen elektrisch blitzenden Rausch spielt. An Motorpsycho erinnern nicht nur die euphorischen Garagenrocker auf "Agents of sentimentality", sondern auch der mal heisere, sich ab und zu aufbäumende Gesang, der weit weg ist von einer bemerkenswerten Gesangsleistung, aber die Energie der Songs ganz wunderbar bündelt. So zu hören etwa im zweiten Teil des ungewöhnlich langsam stampfenden "Amour's ark" oder dem Fast-Punkrocker "City lights (Shine on)", dessen simpler und deswegen grandioser Refrain sich ausnahmsweise mal sofort im Ohr festsetzt.
"Surfing the big wave", das dreiteilige Herzstück der Platte, kommt ganz ohne Gesang aus und bündelt trotz des Weglassens charakteristischer Elemente, wie etwa den akustischen Gitarren, die Stärken der zweiköpfigen Band. Mit Riffs zwischen Amplifier und Karma To Burn bleibt der Song über acht Minuten spannend, sonnig und bewahrt sich trotz aller Komplexität eine wunderbare Leichtigkeit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- City lights (Shine on)
- Surfing the big wave pt. 1-3
- Boat across the ocean
Tracklist
- Love is a burglar
- City lights (Shine on)
- Lost soul at the night club
- Surfing the big wave pt. 1-3
- Boat across the ocean
- Siam
- Kussnacht
- Amour's ark
- Slowly dancing (Around the midnight bar)
- Love is a burglar (Reprise)
Referenzen