Jessie J - Who you are
Lava / UniversalVÖ: 20.05.2011
Konjunktivierung
Was wäre die Welt nur ohne Konjunktiv? Alle die Hätte, Wenns und Könntes wären hinfällig. Und vermutlich wäre das Debüt der 23-jährigen Jessica Cornish nicht so eine Enttäuschung geworden. Denn Miss Cornish, die sich hinter dem Namen Jessie J verbirgt, hat reichlich Vorschusslorbeeren auf dem Markt der Musiken mitgehen lassen. Tracks für Chris Brown und Miley Cyrus mögen da jetzt nicht beeindrucken, aber die diesjährige "Sound Of 2011"-Liste führt sie an und auch bei den BRIT Awards gab es Lob. Aber geschenkt, denn da mögen andere Faktoren eine Rolle gespielt haben. Bleibt immerhin noch die Single "Price tag" mit B.o.B., die vermutlich jetzt schon für feuchte Flecken in den Schritten der MorningMen-Moderatoren der Formatradios sorgt. Die Hook dreht Jessie J direkt ins Ohr mit eingängiger Melodie und einem anständigen Rhythmus. Und ja, B.o.B. ist auch noch irgendwie da. An den erinnert sich aber vermutlich ja jetzt schon keiner mehr. Zumindest kein MorningMan.
Alles bestens eingerichtet, um nun mit "Who you are" einen kunterbunten Haufen an guten Tracks zu enthüllen. Klar, ein wenig auf die Verkaufszahlen muss geschaut werden, aber der Spagat ist anderen auch schon gelungen. Doch irgendwie hat sich Jessie J dabei auf die falschen Leute verlassen. Die Produktion läuft komplett neben der Spur. Die meiste Zeit kommt "Who you are" nicht aus dem Quark. "Abracadabra" ist mehr Kindergeburtstagszauberer als Copperfield. Auch "Who's laughing now" gesellt sich mit seinen laktosefreien Beats in die Milchmagerspeise. Dabei startete die Nummer mit einem spannenden Sound, den die dicke Wand dann aber wieder rauslöffelt. Die seltendämliche Frage "Who's laughing now?" lässt sich da schon längst beantworten. Hochgezogene Mundwinkel sind vor den Boxen sicher nicht zu finden. Denn, verdammt, Jessie J hätte das Zeug gehabt hier eine gute Popplatte zu zimmern. Doch das ganze Gewand von "Who you are" ist als Drohung mit Buchstaben aus dem Discount-Prospekt geklebt.
Die Stimme von Jessie J kann aber mehr, wenn auch nicht sehr viel, aber immerhin. In "Mamma knows best" wird deutlich, dass sie auf einem anderen Sound auch klar kommt. Doch danach schafft es "L.O.V.E.", dass der Wunsch aufkommt, dass will.i.am da auch mal ein Knöpfchen im Hintergrund gedrückt hätte. "I need this" sülzt noch ein wenig mit dem egalsten Refrain rum. So ist "Who you are" voll mit sprödem Pop, der einem die Seele durch die Speiseröhre stehlen will. Alles natürlich angereichert mit den angesagtesten Sachen, die sich finden ließen. Ein wenig Hip, ein wenig Hop, ein wenig Electro, ein wenig R'n'B. Aber da hört am Ende sowieso keiner mehr so genau hin. Die Stimme von Jessie J hat "Who you are" eigentlich nicht verdient. Aber da gibt sie auch gleich selbst die passende Antwort drauf: "Seems like everybody's got a price." Es hätte so schön sein können.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Price tag (feat. B.o.B.)
Tracklist
- Price tag (feat. B.o.B.)
- Nobody's perfect
- Abracadabra
- Big white room
- Casualty of love
- Rainbow
- Who's laughing now
- Do it like a dude
- Mamma knows best
- L.O.V.E.
- Stand up
- I need this
- Who you are
Referenzen
Spotify
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