Herman Dune - Strange moosic

City Slang / Universal
VÖ: 27.05.2011
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Selbst ist der Mann

Klaus Bong, Ben Dope, Ben Haschish, Fast Ganz, The Fountain Boats - was wie die Ergebnisliste eines alkoholinduzierten Spiels namens "Wir denken uns lustige Bandnamen aus" anmutet, ist nur ein kleiner Teil der Pseudonyme, unter denen sich André Herman Dune in der Vergangenheit musikalisch ausgetobt und eigenen Angaben zufolge mehrere Dutzend Alben veröffentlicht hat. Aktuell nennt er sich Stanley Brinks und hat 2006 seinem Bruder David-Ivar, den Uneingeweihte immer noch für ein Ikea-Bett mit integriertem Regalsystem halten könnten, die alleinige Verantwortung für das einst gemeinsame französisch-schwedische Familienunternehmen Herman Dune übertragen. Schlagzeuger Néman, ein Wahl-Cousin der beiden, ist zwar nach wie vor dabei und darf gelegentlich sogar ein bisschen im Hintergrund singen, aber davon abgesehen ist Herman Dune mittlerweile eine One-Man-Show. Auf "Strange moosic" noch mehr als auf dem üppiger instrumentierten Vorgänger "Next year in Zion".

Album Nummer drei ohne André Herman Dune ist auch gleichzeitig Album Nummer drei, das in einem richtigen Studio aufgenommen wurde - in Adam Selzers "Type Foundry" in Portland, Oregon, wo bereits so illustre Künstler wie M. Ward, Jolie Holland, They Might Be Giants oder auch The Decemberists Platten fabriziert haben. Aus dem Ehemaligen-Fundus letzterer Band hat Selzer dann auch Rachel Blumberg rekrutiert, die für die weiblichen Backing Vocals sorgt und beim äußerst beschwingten "Monument Park" versiert die Bongos bearbeitet. Was sich nicht geändert hat, ist der gewisse DIY-Charme und die Tradition des Live-Einspielens. Neu sind hingegen gelegentliche Gitarrensoli und vor allem, dass "Strange moosic" als "Herman Dune's most pop record to date" angekündigt wurde. Und tatsächlich: Insbesondere die freiheitsliebende erste Single "Tell me something I don't know" mit ihren polternden Drums, frohlockender Gitarre und einem Pumporgel-Teppich, der in fast jedem der 12 Songs ausgerollt wird, kann diese Behauptung bestätigen.

Die Melodien klingen einmal mehr so, als wären sie schon immer da gewesen - wie Folk-Weisen, die seit Generationen weitergetragen werden. Damit man die Lieder dann auch irgendwann einmal fehlerfrei seinen Kindern und Kindeskindern beibringen kann, liefert das Booklet allesamt änfängertaugliche und unmissverständlich illustrierte Gitarrenakkorde mit. "Be a doll and take my heart" zitiert zwar unverblümt Tom Petty & The Heartbreakers, und "The rock" reißt sich ausgesprochen dreist das einleitende Gitarrenmotiv von Simon & Garfunkels "I am a rock" unter den Nagel - aber man kann David-Ivar einfach nichts übel nehmen. Zu charmant sind Folkrock-Nummern wie "Ah hears strange moosic" oder das Pedal-Steel-verzierte "In the long long run". Zu klug und wortgewandt sind seine Texte, die großzügig Weisheiten wie "You should never go swimming with a heavy heart" verschenken. Zu berührend sind Lieder wie die Wurlitzer-Vibraphon-Symbiose "My joy" oder das finale "Magician". Zugegeben: Dass auch das zehnte Herman-Dune-Album immer wieder aus den gleichen Quellen schöpft, lässt sich einfach nicht verleugnen. Aber es ist trotzdem mit allen Wassern gewaschen.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Tell me something I don't know
  • Ah hears strange moosic
  • In the long long run
  • My joy

Tracklist

  1. Tell me something I don't know
  2. Ah hears strange moosic
  3. Be a doll and take my heart
  4. Where is the man?
  5. Lay your head on my chest
  6. Monument Park
  7. In the long long run
  8. Your love is gold
  9. The rock
  10. Just like summer
  11. My joy
  12. Magician
Gesamtspielzeit: 41:12 min

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