Box Codax - Hellabuster

Gomma / Groove Attack
VÖ: 06.05.2011
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Lieblingsfarbe kariert

Wer hätte das gedacht: Nick McCarthy klaute in seiner Jugend gerne Autos. Natürlich nur so zum Spaß. Was will man auch groß machen, wenn man als Schotte seine Teenagerjahre in der bayerischen Provinz zubringen muss? Die Idee, ein Instrument zu spielen, kam ihm erst später: zuerst Konservatorium, dann doch Rockmusik und schließlich Franz Ferdinand. Den Rest kennt man. Womöglich nicht ganz flächendeckend bekannt ist aber, dass McCarthy seit 2006 mit seiner Frau Manuela Gernedel und dem Dichter Alexander Ragnew seine eigene Band Box Codax unterhält. Vornehmste Aufgabe für diese: natürlich nicht wie Franz Ferdinand zu klingen. Dafür darf auch hier jede Menge geklaut werden.

Auch auf dem Nachfolger von "Only an orchard away", das laut McCarthy den Tatbestand "not very produced" erfüllte. Und damit das noch nicht einmal passiert, wurde mit Metronomy-Macher Joseph Mount oder Mathias Modica und Jonas Imbery von Munk diverses Personal ins Studio gekarrt, das weiß, wie so etwas geht. Man selbst weiß weiterhin eigentlich nur, dass man nichts weiß. Denn auch mit aufgepumptem Sound bleibt "Hellabuster" eine großmäulige Travestie aus aller Herren Stilrichtungen und Stimmlagen: Gernedel flötet, Ragnew brummelt, und McCarthy jubiliert in den raren Franz-Ferdinand-Momenten genauso aufgekratzt wie einst im Background von "Do you want to".

Im Titelstück taumeln delirierende Indie-Harmonien auf permanenten Tempowechseln daher, als wüssten sie, dass es mit der Liebe meist böse endet. "Seven silvers" beamt sich mit synthetischen Streichern zurück in die Siebziger-Disco, bevor der Tränenzieher "Radical plains" schmieriges Falsett auspackt und "Charade" in einer zwielichtigen Nachtbar mit gedämpftem Licht und Brokatvorhängen landet. Unberechenbarer mit Glam und Camp hantierten allenfalls Ende der Neunziger die Liverpooler Space mit ihren Mutationen aus Vaudeville, Brit-Pop und Dance-Trash - und Eddie Argos hat auf "Fixin' the charts Volume one" wenigstens einmal daran geschnuppert.

Und so ist "Hellabuster" mindestens so bunt kariert wie die Schottenröcke, in denen McCarthy in der süddeutschen Diaspora eben nicht herumgelaufen sein wird. Zuweilen werden die Farben gar schreiend: "Choco pudding" poltert trunken in ein überdrehtes Chor-Fettnäpfchen voller Süßkram, "I won't come back" inszeniert einen krachenden Electro-Boogie, der gegen Ende von einem wildgewordenen Synthie zerstückelt wird. Zum Glück sorgen der quengelige Indie-Punk von "Sandy Moffat" und das tragikomisch in Pidgin-Englisch dahergenuschelte "Inanimate inamorato" immer wieder für ein bisschen Erholung. Schöne Katastrophen und gute Unterhaltung also - eine endgültige Standortbestimmung sollte man von Box Codax aber lieber nicht erwarten. Dazu müssten sie erst einmal Stillsitzen lernen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hellabuster
  • Seven silvers
  • I won't come back
  • Sandy Moffat

Tracklist

  1. Hellabuster
  2. Seven silvers
  3. Radical plains
  4. Choco pudding
  5. Pour moi
  6. I won't come back
  7. Charade
  8. Nothing more than anything
  9. Sandy Moffat
  10. Inanimate inamorato
  11. My room
  12. No trains
  13. Dawning
Gesamtspielzeit: 49:19 min

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