Young The Giant - Young The Giant

Roadrunner / Warner
VÖ: 29.04.2011
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die bekannte Größe

Einfallslose Fragen sind überhaupt kein Problem - sofern sie einfallsreich beantwortet werden. Auch die Frage nach dem Ursprung des Bandnamens Young The Giant hätte Gelegenheit dazu geboten: Man hätte den nicht mehr ganz jungen Giganten Neil Young als Idol preisen und behaupten können, dass er es war, der einst Gitarrist Jacob Tilley für sein Instrument begeisterte, und die Bandgründung anno 2004 im Grunde dem Altmeister zu verdanken ist. Man hätte die Geschichte vom bonsaigroßen asiatischen Mitschüler Young erzählen können, der sich ausgerechnet in der Sportart Basketball als Riese erwies und die fünf Kalifornier, die sich auf der High School kennenlernten, damit nachhaltig beeindruckte. Man hätte auch von einem himbeerfarbenen T-Shirt mit dem Aufdruck "The Giant" berichten können, das Sänger Sameer Gadhia mit 16 in einem Second-Hand-Laden kaufte, weil der Besitzer ihm versicherte, er könne diese Farbe doch super tragen - er sei ja schließlich "young". Und dann schmunzelnd ergänzte: Young The Giant.

Zugegeben, keine dieser Versionen wäre wahr gewesen. Aber immerhin interessanter als das Geständnis, dass gar nichts dahintersteckt und die Band den Namen einfach nur gut fand - jedenfalls besser als The Jakes, wie sie ursprünglich hieß. An dieser Stelle tun sich gewisse Parallelen zur Musik der fünf jungen Herren auf: Ein Dutzend Songs zwischen "hübsch", "nett" und "okay", die jedoch ebenfalls keine besonderen Fußnoten zu bieten haben. Young The Giant würden vermutlich auch eher barfuß laufen, als sich einen zu großen Schuh anzuziehen. Mit anderen Worten: Wir haben es hier mit einer sympathisch unprätentiösen Band zu tun, die ihr selbstbetiteltes Debüt unter Aufsicht von Produzent Joe Chiccarelli (My Morning Jacket, The White Stripes, The Raconteurs) komplett live im Studio eingespielt hat. Vor allem ihrem (heimlichen) Hit "My body" steht die energetische Atmosphäre ganz ausgezeichnet, der zunehmenden Durchschnittlichkeit der zweiten Albumhälfte kann sie aber bedauerlicherweise nicht allzu viel entgegensetzen.

Dabei hätte es Dank der multikulturellen Wurzeln der Bandmitglieder - indisch, persisch, britisch, franko-kanadisch - durchaus spannend werden können. Stattdessen präsentieren Young The Giant handelsüblichen Indierock mit Folk-Accessoires, kalifornisch-sonniger Hymnik in den Refrains, fluffigem Gitarrengeplänkel und tadelloser Rhythmusgruppenarbeit. Auf Überraschungen wartet man in diesen 50 Minuten zwar vergeblich, dafür lassen sich die Songs ohne Umschweife im Gehörgang nieder. Ob es sich nun um den Opener "Apartment", das mit versiertem Harmoniegesang aufwartende "I got" oder den nebenwirkungsfreien "Cough syrup" handelt - Young The Giant wissen, wie man melodiöse Anhänglichkeit erzeugt. Dass zu lässig groovenden Nummern wie "Strings" oder "Your side" aber auch prima der wöchentliche Wohnungsputz mit voller Konzentration erledigt werden kann, soll keineswegs als Makel verstanden werden. Es ist nur so: Wenn man Songverläufe vollständig erahnen und schon vorher eins und eins zusammenzählen kann, bleiben unterm Strich eben doch ein paar Zweifel. Zumindest frei nach Adam Riese.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • My body
  • I got
  • Strings

Tracklist

  1. Apartment
  2. My body
  3. I got
  4. Cough syrup
  5. God made man
  6. 12 fingers
  7. Strings
  8. Your side
  9. Garands
  10. St. Walker
  11. Islands
  12. Guns out
Gesamtspielzeit: 50:53 min

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