Alain Johannes - Spark
Rekords Rekords / Domino / GoodToGoVÖ: 20.05.2011
Ein trauriger Anlass
Bei manchen Alben ist es wichtiger, den Kontext ihres Entstehens zu kennen oder zumindest grob um die Umstände zu wissen als bei anderen. Das liegt meist daran, wie abstrakt oder persönlich die Songs sind, die sich auf der Platte versammeln. Für viele ikonische Alben der Rockgeschichte sind weniger persönliche Umstände als vielmehr der Zeitgeist von Bedeutung. "Dookie" oder "Nevermind" sind Alben, die zu ihrer Zeit den Nerv der Gesellschaft getroffen haben. "Songs for the deaf" und "Kid A" sind Platten, die man auch ohne Wissen der Entstehungsumstände als großartig empfinden kann. Bei "Wish you were here" oder "Back in black" ist das ein wenig anders.
Alain Johannes' Solodebüt (wenn man so will) fällt – natürlich in von der Öffentlichkeit weniger wahrgenommenerem Maßstab – in letztere Kategorie. Wenn es um Persönliches geht, werden solche Maßstäbe jedoch schnell null und nichtig. Und "Spark" ist so ein ganz persönliches Album, entstanden nach dem Tod von Johannes’ Frau und kreativer Partnerin bei Eleven, Natasha Shneider. Der Mann, der unter anderem bei Queens Of The Stone Age, Eagles Of Death Metal, Them Crooked Vultures und Spinnerette ordentlich in die Saiten haut, hält sich bei seiner musikalischen Trauerbewältigung zurück. "Spark" ist kein wirklich leises Album, aber eines, das auf verzerrte Gitarren fast gänzlich verzichtet und dennoch voller aufeinander geschichteter Saiteninstrumente ist.
Allen voran hört man eine Zigarrenkisten-Gitarre, deren Klangkörper aus einer ebensolchen besteht und die wie eine Mischung aus Mandoline und billiger Akustikgitarre klingt. Dazu kommen zwölfsaitige Gitarren, E-Bow und Cello. Johannes baut daraus oft atemlose und immer flehende Songs, die sich in der Nähe amerikanischer Folkmusik bewegen, aber nicht wirklich in eine bestimmte Genre-Schublade passen.
Sobald sich in diesem Gewirr eine Melodie entfalten kann, entwickelt sich daraus manche Songperle. "Return to you" macht seine Sache mit klarer Struktur und nahezu heiteren Harmonien zum Beispiel ganz fabelhaft. Am anderen Ende der Skala stehen die nachdenklichen, fast schon sphärischen Stücke wie "Speechless" oder das monoton klagende "The bleeding whole", denen es an Griffigkeit fehlt. So richtig übel wird "Sparks" zwar zu keine Zeit, aber die angeregteren Momente wie das vielseitige und vielsaitige "Gentle ghosts" oder die dynamischen Geschwindigkeitswechsel von "Make God jealous" stehen der Platte am besten. Und das ist trotz und wegen der traurigen Umstände eine schöne Sache.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Return to you
- Gentle ghosts
Tracklist
- Endless eyes
- Return to you
- Speechless
- Make God jealous
- Spider
- The bleeding whole
- Gentle ghosts
- Unfinished plan
Im Forum kommentieren
einerwiekaina
2011-05-18 21:36:31
singer/songwriter passt ungefähr genauso gut wie "bon jovi". die mitte triffts dann wohl recht gut ,)
Rudi Mentaire
2011-05-18 19:08:52
Hm, Singer/Songwriter würde es wohl am ehesten treffen...auch wenn ich diese Sparte eigentlich gar nicht mag. ;)
Am besten hörst Du dir auf Youtube mal "Endless Eyes" an - so in etwa hört sich auch der Rest der Platte an. :)
qwerty
2011-05-18 18:14:41
in was für ne richtung gehts denn?
Tama
2011-05-18 17:41:16
Verdammt, jetzt hab ich erst mitbekommen, dass Natasha Shneider gestorben ist...
Bin sehr gespannt auf das Album.
Rudi Mentaire
2011-05-12 12:37:50
@Wolffather
Immer wieder schön, wenn man Leute mit ähnlichem Musikgeschmack trifft. Auf deine Albenbewertungen ist Verlass! ;)
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Alain Johannes - Hum (4 Beiträge / Letzter am 11.08.2020 - 10:46 Uhr)
- Alain Johannes - Spark (12 Beiträge / Letzter am 18.05.2011 - 21:36 Uhr)