Natasha Bedingfield - Strip me away
Phonogenic / SonyVÖ: 13.05.2011
Bleibt anders
Natasha Bedingfield hat geheiratet. Das ist für den männlichen Single-Markt nicht nur ein bedauerlicher Fakt, sondern überdies auch quasi das einzige Lebenszeichen der Londonerin, das in den vergangenen vier Jahren in Deutschland zu spüren war. Lange sei sie unterwegs auf Tour gewesen mit ihrem Album "N.B.", das außer dem schwärmerisch-zehrenden "Soulmate" wenig erfolgreichen Output zu vermelden hatte. Nur tingelt sie ja nicht von Aachen bis Weilersheim, sondern durch die Staaten, also kommt "Strip me away" der Rückkehr nach längerer Schaffenspause gleich. Die Musik hat sie indes schockgefrostet. Der Wagemut verharrt in Altbekanntem, was allerdings nicht nur ein Nachteil sein muss.
Im Wust der aufstrebenden jungen Damen mit ihren dancegeschwängerten und überproportional dick produzierten Popnummern fühlt es sich durchaus wohltuend an, eine Sängerin zu hören, die einerseits schon etwas länger im Geschäft ist und den Trend andererseits in vielerlei Hinsicht weitestgehend ignoriert. Weitestgehend deshalb, weil ihr Ryan Tedder den typischen Ryan-Tedder-Song "Strip me" überließ und weil "All I need" den ohnehin schon stressigen Kevin-Rudolf-Hit "Let it rock" sampelt und aus Bedingfield Rihanna wird. Also, wie macht sie das, meist so trendresistent zu klingen? Sie nimmt alte Songs. Von einem ist das wenigstens mit Sicherheit zu sagen. Die Single "Pocketful of sunshine" erschien in Nordamerika schon drei Jahre (!) zuvor, aber weil sie Bedingfields Stimme herumtollen lässt, Kanon und Rhythmik Hand in Hand gehen, ist sie auch in Deutschland als erste Single erkoren worden. Zurecht.
Den Album-Vorboten hat Bedingfield gemeinsam mit Danielle Brisebois verfasst, mit der sie auch schon am Song "Unwritten" gearbeitet hatte. Auch Steve Kipner, Wayne Wilkins oder Jonas Myrin gesellten sich bereits auf den Vorgängeralben zu den Credits. Das alles sorgt dafür, dass wir Bedingfield eben nicht auf den Pfaden von Lady Gaga wandeln sehen, sondern stattdessen "Recover" als Nachfolge-Ballade von "Soulmate" identifzieren können und noch immer den Fußabdruck der vergangenen Jahre sehen, den sie nach wie vor in gleicher Weise ausfüllt. "Strip me away" kämpft mit seiner Masse, die auch ohne "Put your arms around me", der Dopplung von "Weightless" oder der programmierten Keyboard-Dauerschleife in "Break thru" noch ausreichend wäre. Man kann Bedingfield überdies wenig vorwerfen: Sie singt kraftvoll wie und je; die Songs sind weder nervtötend noch überragend, weder überflüssig, noch notwendig, und das eben potenziert. Aber Kompliment ist das eben auch keines.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Pocketful of sunshine
- Recover
- Unexpected hero
Tracklist
- Pocketful of sunshine
- Little too much
- All I need
- Strip me
- Neon lights
- Weightless
- Can't fall down
- Try
- Touch
- Run-run-run
- Break thru
- No Mozart
- Recover
- Weightless (Less is more Version)
- Put your arms around me
- Unexpected hero
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