Jason Isbell And The 400 Unit - Here we rest
Blue Rose / SoulfoodVÖ: 15.04.2011
Es tut noch ein bisschen weh
Etwas Weltschmerz hat der Kunst noch nie geschadet. Doch ist Melancholie nicht alles, denn ein Popsong kann auch dann gut sein, wenn ihm die Sonne aus dem Hintern scheint und die wichtigen Themen Sonne, Bier und Mädchen sind. Bei der holden Weiblichkeit wird es dann allerdings schon wieder heikel, ein gebrochenes Herz kann da noch das kleinste Übel sein. Jason Isbell hat mit knapp über 30 nicht nur eine Scheidung hinter sich, sondern auch eine Karriere als Sänger und Songschreiber bei Drive-By Truckers, denen er sich vor zehn Jahren, noch grün hinter den Ohren, anschloss.
Ehe, Band - all das ist zu Ende. Der große Knall blieb zwar aus, aber ganz versöhnlich geht so etwas ja selten aus. Isbells Kreativität haben die Ereignisse offenbar nicht geschadet. Mit "Here we rest" erscheint schon sein drittes Album in vier Jahren. Mit der Welt ist er offenbar wieder im Reinen und hält es mit Wilhelm Busch: "Gehabte Schmerzen / Die hab ich gern". So kann einer, der keine Drogen- oder andere Rockstar-Probleme hinter sich hat, trotzdem einiges auf dem Herzen haben und darüber schreiben.
Dass Isbell ein begnadeter Songschreiber ist, hört man bereits den Stücken seiner ehemaligen Stammband an, wie etwa bei "TVA", "Outfit" oder "Never gonna change". Der zerbrechliche Folk, den er auf "Here we rest" meist zum Besten gibt, unterstreicht das perfekt. Die Komplexität liegt in den Texten, nicht in der Musik. Aber in der Musik liegt dafür die Melodie, die den Texten die Form gibt. So verursachen Zeilen wie "The liberties that we can't do without seem to disappear like ghosts in the air / When we don't even care, it truly vanishes away" Gänsehaut, obwohl oder gerade weil "Alabama pines" kein Protestsong ist. Und die Geigenmelodie von "Codeine" gräbt sich in die Gehörgänge, lange bevor man herausgefunden hat, worum sich der Song eigentlich dreht.
Elektrische Gitarren setzt Isbell nur ganz behutsam ein, ebenso wie Slides. "Here we rest" ist somit weniger Rock und weniger Country als man es vielleicht erwarten würde. "Never could believe", ein zackiger Shuffle-Blues, ist noch der verzerrteste unter den elf Songs. Der Rest, inklusive der famosen Rhythm-and-Blues-Nummer "Heart on a string" bleibt bei folkiger Melancholie, ohne sich in übertriebener Schwärze zu verlieren: "I've done my tour of duty / Now I'm home and I ain't going anywhere". Ein wenig Trotz und antrainierte Leidensfähigkeit hilft eben auch gegen den stechendsten Weltschmerz.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Alabama pines
- Codeine
- Tour of duty
Tracklist
- Alabama pines
- Go it alone
- We've met
- Codeine
- Stopping by
- Daisy Mae
- The ballad of nobeard
- Never could believe
- Heart on a string
- Save it for Sunday
- Tour of duty
Referenzen
Spotify
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