Vivian Girls - Share the joy
Polyvinyl / CargoVÖ: 15.04.2011
Oden an die Freude
Man muss in diesen turbulenten Zeiten in einer immer komplexer werdenden Welt schon ordentlich Mut beweisen, wenn man ein Album "Share the joy" betitelt. Wenn alles bei Rhetorik bleiben sollte, ohne dass Taten folgen, wäre das wohl arglistige Täuschung - und die Musik schnell wieder von der Bild- und Tonfläche verbannt. Wäre ja nicht das erste Mal, dass Hochmut vor dem Fall käme. "Share the joy", das dritte Album des Brooklyner Trios Vivian Girls, ist jedoch kein Blender. Es überzeugt mit zehn brillant in Szene gesetzten Songs, die den Albumtitel ohne Zweifel rechtfertigen. Man spürt die Freude, den die drei Damen haben. Sie überträgt sich alsbald auf den Hörer und dessen Kosmos.
"Share the joy" hebt sich ab von den beiden Vorgängern der Band. Das selbstbetitelte Debüt aus 2008 war die perfekte Untermalung für einen exquisiten Second-Hand-Laden. "Everything goes wrong" taugte ein Jahr später eher etwas für ein wenig finsterere Locations. Blues und Jangle Pop wechselten sich ab, was jedoch ebenfalls als gelungen durchging. Und nur wieder ein gutes Jahr später präsentieren uns Frontfrau Cassie Ramone und Katy Goodman, die selbst 2011 ein tolles Album unter dem Namen La Sera veröffentlicht hat, sowie die neue Drummerin der Band Fiona Campbell ihren dritten Entwurf eines schönen Werkes. Es entfernt sich von den DIY-Produktionen früherer Tage, was sich in einem feineren und glatteren Sound niederschlägt. Sie sind damit sogar im Club-Blog der Münchner Promi-Disco P1 gelandet. Ein Rest Schrammelcharme ist aber geblieben.
Das einleitende "The other girls" und das abschließende "Light your eyes" sind nicht nur mit je über sechs Minuten die mit weitem Abstand längsten Tracks, sondern auch die hervorstechenden Emporkömmlinge dieses Albums und bilden somit eine perfekte Klammer, welche das Gesamtwerk ausgezeichnet umschließt. Ersteres setzt mit seinen treibenden Gitarren und himmlischen, an die Beach Boys erinnernden Melodien gewichtige Akzente, während letzteres gerade durch Campbells Drumming neue Wege erschließt. Dazwischen heißt die Tendenz ganz eindeutig "Pop", welche am eindrücklichsten in der Single " I heard you say" zu vernehmen ist.
Die Einfachheit ist die Wucht auf "Share the joy". Der Bass wird hoch gefahren, und die Gitarren werden zum Anschlag gebracht. Inmitten des ganzen Geschehens bleibt wenig Luft zum Ein- und Ausatmen. Man fragt sich gar, ob man nicht die ganze Zeit den Atem angehalten hat, so viel Luft rauben einem die Vivian Girls. Ehe man sich versieht und verhört, ist das Album auch schon wieder durch. So viel Abwechslung gibt es zwischendurch nicht, was hier nicht weiter stört, denn Freude bereiten sie allemal. Und nur geteilte Freude ist bekanntlich wahre Freude.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The other girls
- I heard you say
- Light in your eyes
Tracklist
- The other girls
- I heard you say
- Dance (if you wanna)
- Lake house
- Trying to pretend
- Sixteen ways
- Take it as it comes
- Vanishing of time
- Death
- Light in your eyes
Referenzen
Spotify
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