Protest The Hero - Scurrilous

Spinefarm / Cooperative / Universal
VÖ: 25.03.2011
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

In der Hektik liegt die Kraft

Zappel-Philipps aller Länder, vereinigt euch! Alle hyper- und bewegungsaktiven Koffein-Junkies aufgepasst und hergehört! Hier kommt Nachschub für Geist und Körper. Protest The Hero sorgen nämlich mit ihrem dritten Machwerk "Scurrilous" einmal mehr dafür, dass Stillsitzen und Entspannung für eine Dreiviertelstunde nur unter Einfluss von chemischen oder biologischen Substanzen möglich ist. Dass der "Genuss" eines Longplayers der fünf Kanadier über weite Strecken mit Anstrengungen, hoher Konzentration und mehreren Anläufen verbunden ist, haben die Herrschaften bereits auf "Kezia" und "Fortress" eindrucksvoll unter Beweis gestellt. "Scurrilous" bildet dahingehend keine Ausnahme.

Ein wenig anders geht es dieses Mal aber schon zur Sache. Zum einen inhaltlich. Kein Konzeptalbum über eine Hinrichtung und auch keine Songs über Gottheiten und ähnliche abgehobenen Themen. Stattdessen ist Greifbares und Alltäglicheres angesagt. So setzen sich die Jungs in Songs wie "Hair trigger", "Tandem", "Moonlight" oder "Sex tapes" mit Tabaksucht, Krebs, dem Leben auf der Straße und eben Sex auseinander. Verantwortlich hierfür ist Sänger Rody Walker, der dieses Mal die meisten Texte beisteuerte und dem Ganzen eine weitaus persönlichere Note verleihen konnte. In puncto Veränderungen fällt dann auch schnell auf, dass die auf dem letzten Album teilweise noch vorhandene Brüllerei nunmehr fast komplett verschwunden ist.

Und nachdem man dann den ersten Durchlauf hinter sich gebracht, kurz durchgeschnauft und seine Gedanken gesammelt hat, bekommt man trotz oder gerade wegen des Ratlosigkeit erzeugenden Chaos Lust auf mehr. Und siehe da: Nach und nach zeigt sich, dass hinter "Scurrilous" doch noch mehr steckt als ein scheinbar heillos und unkontrolliert aneinandergereihtes Rumgefrickel und Instrumentierungen, für deren Verständnis man entweder genial veranlagt oder geisteskrank sein sollte. Es ist die unbändige Energie, mit der ein Song wie "C'est la vie" nach vorne gepeitscht wird. Nur, um zwischendurch eine halbe Minute zu verschnaufen und dann wieder in die Vollen zu gehen. Es ist die plötzlich aus dem Nichts kommende weibliche Stimme der kanadischen Folk-Sängerin Jadea Kelly in "Hair trigger". Die gesangliche Höchstleistung und Vielfältigkeit eines Rody Walker in "Tapestry". Oder auch die halbwegs erkennbare Melodie in "Tongue-splitter". Das alles sind Momente in all dem hektischen Treiben zwischen Math und Metal, die die Anstrengungen wert sind. Also immer mit der Ruhe.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • C'est la vie
  • Hair trigger
  • Moonlight

Tracklist

  1. C'est la vie
  2. Hair trigger
  3. Tandem
  4. Moonlight
  5. Tapestry
  6. Dunsei
  7. The reign of unending terror
  8. Termites
  9. Tongue splitter
  10. Sex tapes
Gesamtspielzeit: 44:17 min

Im Forum kommentieren

Daharka

2011-04-20 22:32:18

Ich bleibe bei 9/10, hat sich festgesetz! Einzig und allein Sex Tapes ist nur gut nicht brilliant wie der Rest...

Walenta

2011-03-10 17:56:38

Dass das Schlagzeugspiel jetzt bocklangweilig wäre, könnte ich nicht unterschreiben. Ein bisserl megr Doublebass wäre aber wirklich mehr gewesen.
Was mich aber mittlerweile schon richtig ankotzt sind die Texte. Dass die so nen Schmafu durchgewunken haben.....

Wären die Texte besser, wärs für mich die beste Protest the Hero Platte. So wird sich zeigen müssen, ob sie nicht auf Dauer die am seltesten gehörte werden wird....

cargo

2011-03-10 09:43:33

Dafür ist das Drumming bocklangweilig. Nahezu alles mit der Double-Bass zugekleistert. Die Songs haben ja kaum Platz zum Atmen!
Gesanglich von mir aus besser, aber textlich ist das immer noch an der Grenze des Erträglichen.

Daharka

2011-03-09 21:54:40

Wow find viele Songs auf scurrilous wesentlich stimmiger als auf Fortress (da gabs paar Filler)! Und gesanglich ist das ne ganze Schippe brillianter!

cargo

2011-03-09 19:30:15

Geh ich ebenfalls mit. Viel zu viel Instrumentengewichse und die Songs bleiben dabei fast durchgängig auf der Strecke. Bei "Fortress" war auch wesentlich mehr Dynamik am Start. Unnötig aufgeblähtes Album, sehr schade.

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