They Might Be Giants - Mink car

Restless / PIAS
VÖ: 21.01.2002
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Patentierte Ironiker

Mit einem freundlichen Umz-Umz grüßen They Might Be Giants aus der Disco. Aber keine Angst, die Schöpfer solch genialer Abseitigkeiten wie "Birdhouse in your soul", "Particle man" oder "Ana NG" flirten immer noch nur halbherzig mit dem Formatradio. Viel näher als der schnelle Dollar liegt ihnen schließlich das bambiäugige Motzen. Kaum jemand sonst vermag es, Unmut und Unschuld derart unter schlecht sitzende Hüte zu bringen wie John Flansburgh und John Linnell. So bekommen gleich im Opener "Man, it's so loud in here" die ach-so-hippen Boutiquen mit Dauerbedröhnung und Glitzerkugel einen ordentlichen Fettfleck auf die schicken Fummel. Daß die Möchtegern-Giganten dabei dezent an die grandiosen Carter The Unstoppable Sex Machine erinnern, ist nur einer der vielen Treppenwitze, die in den Ecken von "Mink car" lauern.

Da gibt man erst mit "Drink!" den Alkoholiker, der freundlich lächelnd seine Fahne vor sich her schwenkt, um wenig später das erleichterte Abschiedslied eines Selbstmörders mit schwarzafrikanischen Chorgesängen courtesy of "Graceland" zu verzieren ("Hopeless bleak despair"). Da wird mal eben schmalziger Reggae aus der Lounge entwendet, mit einer Handvoll auf Anschlag gedrehter Gitarren in einen Käfig gesteckt, und schon wird aus dem augenzwinkernden Gejammer "Boss of me" ein potentieller blauer Fleck auf den Rippen des Zappelbudengängers. Medizinische Probleme ganz anderen Kalibers warten in "My man", wo sich jemand wundert, daß sich die Füße nicht mehr bewegen. "My man won't walk again / In conflict with express instructions given by the brain". Querschnittslähmung als Thema für einen Popsong? Ab dafür!

Natürlich wirken die breit grinsenden, voller Anspielungen und anderen Verwirrungen steckenden Songs auch immer ein wenig anachronistisch. Natürlich klingt Linnells Genäsel immer nach dicker Hornbrille und schlecht sitzenden Cord-Hosen. Aber genauso natürlich ist das Gekicher über das gebrochene Herz des Kerls mit dem Glasauge, dessen bester Freund Chuckie - selbstverständlich die Mörderpuppe aus den B-Filmen - ihm die Beziehung versaut hat ("Cyclops rock"). Über enorme Zähne, die zwar Tomatensaft-Dosen, aber keineswegs das Herz der potentiellen Schwiegereltern öffnen können ("I've got a fang"). Über Zeilen wie "Yes, no, maybe / I don't know, can you repeat the question?" und "Your ass is grass / And I'm a lawnmower". Manchmal allerdings klingen die vielen stilistischen Ausflüge der beiden Johns ein wenig beliebig und lassen dadurch gar alten Esprit vermissen. Aber wen juckt das schon? "There's a whole new generation waiting to be wrecked by you." Musik für Nerds und solche, die es werden wollen.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Man, it's so loud in here
  • Boss of me
  • Cyclops rock
  • Older

Tracklist

  1. Man, it's so loud in here
  2. Boss of me
  3. Cyclops rock
  4. Another first kiss
  5. Bangs
  6. My man
  7. Drink!
  8. Your mom's alright
  9. Hovering sombrero
  10. Yeh yeh
  11. I've got a fang
  12. Mink car
  13. Hopeless bleak despair
  14. Older
Gesamtspielzeit: 38:13 min

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