Lotus Feed - A different place

Afmusic / TS-Musix
VÖ: 18.03.2011
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Schloss-Herren

Wenn man im Herbst durch die noch bunten Wälder streift, hofft man manchmal, ein verborgenes Schloss zu finden, das verwunschen aus den Bäumen auftaucht. Eines, das einen mit rankendem Efeu und wilden Erkern an die verlorene Romantik vergangener Tage erinnert. Da könnte man dann innehalten und darüber sinnieren, welche Dramen wohl einst das Leben der Bewohner bestimmten. Solche Tagträume werden sofort in einem wach, wenn man "A different place" auflegt. Nicht nur, weil Lotus Feed aus Köln für ihr Debüt gefühlte tausend Jahre benötigt haben - existiert die Band doch schon seit Mitte der Neunziger. Sondern auch, weil ihre Musik selbst im Vergleich zu Artverwandten wie Interpol oder Editors wie von vorgestern klingt - als ob der Gothic Rock früherer Jahrzehnte mit The Mission und den Sisters Of Mercy nicht schon längst zu Staub zerfallen wäre.

Wo etwa ihre Kollegen Genepool sich kräftig auf Synthesizer stützen, machen bei Lotus Feed im Wesentlichen ein dominanter Bass und klirrende Gitarren die Musik. Im Ergebnis klingt dann etwa der Opener "Trouble" stark nach Bands wie The Convent oder The Chameleons, und dass die Stimme von Sänger Alexander Landsberg manchmal an Echo & the Bunnymens Ian McCollough erinnert, ist ebensowenig ein Fehler. Dass es noch dunkler geht, zeigt "King for two days", das mit treibendem Schlagzeug gut für die örtliche Dark Wave-Disco geeignet ist. Wie auch "Get me out", das ziemlich genau in die enge Spalte zwischen The Mission und Fields Of The Nephilim passt.

Eine besonders ruhige Behausung ist "A different place" zwar nicht geworden, obwohl Stücke wie der langsame achtminütige Abschluss "End of time" zum ausgedehnten Trübsalblasen einladen. Man merkt aber, dass sich die neuen Bewohner alle Mühe geben, mit ihrer "Manner of painting" möglichst genau den Farbton des alten Anstrichs zu treffen. Manchmal sind Lotus Feed jedoch zu nahe an ihren Vorbildern: Das Schlagzeug auf "Drawn too" hat man bei gefühlt tausend anderen Gothic-Bands schon gehört, und auch die Gitarrenläufe von "Cut" kann man nach den ersten Tönen recht gut vorhersagen. Besser funktionieren die eigenständigeren, heller strahlenden Stücke wie "Silence" oder das treibende "Room with a view". Insgesamt merkt man der Kölner Band die Ehrfurcht vor den Altvorderen deutlich an. Um sich selbst zu den ruhmreichen Ahnen gesellen zu können, bräuchten sie aber noch ein paar mehr Heldentaten.

(Holger Schauer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Trouble
  • Silence
  • Manner of painting

Tracklist

  1. Trouble
  2. King for two days
  3. She runs
  4. Drawn too
  5. Cut
  6. Silence
  7. Get me out
  8. Room with a view
  9. Manner of painting
  10. End of time
Gesamtspielzeit: 49:57 min