Cunninlynguists - Oneirology
A Piece Of Strange Music / Bad Taste / SoulfoodVÖ: 25.03.2011
Die Traumtrenner
Die Sache wird nicht schön. Aber dafür sind Cunninlynguists auch nicht bekannt. Themen werden wie Karten gemischt, aber immer aus dem gleichen Stapel gezogen. Der Soloausflug "Death is silent" von KNO steckte die Grenzen des eigenen Daseins ab und packte den gesamten kulturellen Ballast, der da so auf dem Ableben lastete. Keine Ballereien, keine Märtyrer und keine Helden, sondern einfach nur der gesamte Zweifel an der Existenz. Dass auch seine Crew nicht vor unbequemen Themen zurückschreckt, hat ihnen den ziemlich dämlichen Stempel des EmoRap eingebracht, doch der sollte jedes Mal, wenn er fällt, einfach überlesen werden. Die fünfte Platte der Cunninlynguists hat sich den Traum als Konzept erdacht, aber das Trio lässt sich nicht auf rosarote Wölkchen ein. Kein Geld, keine Weiber. Die Schwelle selbst hinüber in das Reich der Imaginationen ist da wesentlich dringlicher. Und wer war nochmal der Bruder vom Schlaf?
Artig dividieren Tracks wie "Shattered dreams" die Träume auseinander. "I've seen all the things that pass me by / oh, why can't it be real?" Die Beats von KNO auf "Oneirology" sind verführerisch und weich, die Samples akribisch in den Sound gesteckt. Die Gitarre verödet langsam am Kern von "Stars shine brightest", während dort der Rhythmus pumpt. Pechschwarz zieht "Darkness" den Bass durch seine vier Minuten. Die Atmosphäre, die sich da zwischen den Wechselspielen von Natti und Deacon ergeben, ist jedoch nicht bedrückend tief, sondern spannt nur auf abartige Weise die Unendlichkeit aus. Keine Ecke ist das Ende. Auch die Lyrics stoßen Gedanken an und ziehen nie den letzten Strich. Aus dem Zeigefinger ist ein Abwinken geworden, und es bleibt die Gewissheit, dass sich am Lauf der Dinge nichts mehr ändern wird. Doch Nihilismus lässt sich auf "Oneirology" nicht dreschen, dafür sitzt der Zorn zu tief. "Genocide in East Africa / But you watchin' Battlestar Galactica." Jede Zeile von "Get ignorant" bohrt tiefer im Gewissen und lässt den Kopf nicken. Wegen des Beats. Wegen der Botschaft.
Und auch die Features gehen da perfekt mit. In dem Zweiakter "Hard as they come" und "Murder" reichen sich Freddie Gibbs und Big K.R.I.T. das Mic und droppen mal eben den Beweis, dass die halbe Rapwelt zurecht auf ihre Platten wartet. Auch Anna Wise und Tonedeff lösen ihren Part gut, auch wenn der gemarkerte Akzent ein wenig fehlt. "Oneirology" ist die Sache durch und durch und gewohnt ernst. Es gibt keinen Bruch, kein Licht. Die fünfzig Minuten sind verwinkelt und doch klar. Surrealitäten dürfen sich nur so weit einschleichen, dass das Gerüst nicht wackelt. Das leicht schiefe "Phantasmata" berappelt sich da nur durch seine Samples. Wem die letzte Ansage gefehlt hat, um zu glauben, dass die Jungs von Cunninlynguists mit zu den konstantesten Künstlern im HipHop gehören, der wird es vermutlich nach "Oneirology" immer noch nicht glauben. Alle anderen halten die Augen offen, und jeder Kanal ist für den Empfang bereit. Doch Cunninlynguists haben keine Antworten. "Searchin' for answers is like searchin' for Atlantis." Von Beileidsbekundungen ist bitte abzusehen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Darkness (Dream On)
- Hard as they come (Act I)
- Murder (Act II)
Tracklist
- Predormitum (Prologue)
- Darkness (Dream On)
- Phantasmata
- Hard as they come (Act I)
- Murder (Act II)
- My habit (I haven't changed)
- Get ignorant
- Shattered dreams
- Stars shine brightest (In the darkest of night)
- So as not to wake you (Interlude)
- Enemies with benefits
- Looking back
- Dreams
- Hypnopomp (Epilogue)
- Embers
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tipp
2011-04-29 23:07:38
hier wird viel gutes aufgezählt.
und CunninLynguists haben soweit nur gute alben aufgenommen, A Piece of Strange ist aber ihr großes meisterwerk, unbedingt anhören!
Zwiebel
2011-04-29 23:01:30
Kno - Death is Silent
und die A Piece of Strange von den CunninLynguists ist auch noch sehr gut.
Tanztheater
2011-04-29 22:42:15
Wenn einem die Platte gefällt und man vorher kaum Hip Hop gehört hat, aber einem die Platte sehr gefällt, was würdet ihr an weiteren Platten empfehlen?
captain shitt
2011-04-23 09:48:06
miese platte. tönt wie hip ohne hop.
DerMeister
2011-04-07 21:57:58
Besser als Death is Silent finde ich es auf jeden fall.
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- CunninLynguists - Oneirology (20 Beiträge / Letzter am 29.04.2011 - 23:07 Uhr)