
Architecture In Helsinki - Moment bends
V2 / Cooperative / UniversalVÖ: 08.04.2011
Die La-La-Launebären
Ob sie es ernst meinen? Im schönen Hessen würde man sagen: Ma waas es net. Vorstellbar ist es schon, glauben mag man es trotzdem irgendwie nicht. Fakt ist, das heißt, zumindest ist bekannt, dass die Australier Architecture In Helsinki zwei Jahre lang an ihrem vierten Studioalbum "Moment bends" gearbeitet haben. Zwei Jahre, wir denken zurück: Da gab es ein paar wunderbare und schreckliche musikalische Errungenschaften, großartige und niederschlagende persönliche Augenblicke, und wen man damals kannte, hat man seither nie wieder gesehen. Andererseits gilt natürlich, dass man sich heute kaum vorstellen kann, damals ohne diesen einen Menschen gewesen zu sein. Zeit ist demnach ein quasi unermessliches Gut, und so könnte man annehmen, dass Architecture In Helsinki in diesen 24 Monaten ein Album aufgenommen haben, das seinesgleichen sucht. Oder sich zumindest auf Augenhöhe mit früheren Glanztaten wie den ersten Alben "Fingers crossed" und "In case we die" messen könnte. Nun - dem ist leider nicht so.
Das eigentlich Traurige daran ist, dass "Moment bends" gar kein übles Album hätte werden müssen. Doch leider verlieren sich die meisten der elf Songs im von der Band schon immer zelebrierten Genrebruch, der dieses Mal nicht mehr experimentell und endlos schnieke daherkommt, sondern nur noch altbacken wirkt. Vom 80er-Jahre-Synthiepop bis zum 90er-Jahre-Bubblegum-Pop über schon immer merkwürdigen Disco-Pop ist es hier stets nur ein kleiner Schritt, und während sicher jede Note eines jeden Refrains durchaus hoch hinaus will, sackt sie doch zu oft in sich zusammen und erreicht anstelle des Höhenflugs doch nur keuchend einen 5-Meter-Sprung. Der Opener "Desert island" mit seinem an das Bacardi Feeling erinnerenden Einstieg wirkt da trotz des arg gewöhnungsbedürftigen Flötenspiels und Falsettgesangs noch nachhaltig auf der humorvollen Schiene, ein mit ordentlich Schwung kommender Kinnhaken wie die Single "Contact high" ist dank Computersamples in Sound und Stimme aber kaum zu verkraften. Denkt man da dann noch an Songs wie "Nevereververdid" von &"In case we die", lässt sich kaum glauben, dass seitdem wirklich fünf Jahre vergangen sind.
Und während selbst der australischen Queen of Zuckerpop herself, Kylie Minogue, angesichts eines Totalausfalls wie "That beep" die Schamesröte in den kleinen Körper getrieben wird, geht die Mannschaft um Sänger Cameron Bird unbeirrt weiter entlang der Grenze vom unwirklich Scheinenden zum leider Tatsächlichen. Das ganz okaye "Sleep talkin'" mit hübscher mehrstimmiger Background-Unterstützung und akustischer Gitarre sorgt mit dem darauffolgenden und angenehm tanzbaren "I know deep down" schließlich doch noch für einen kleinen Aufschwung, der sich über das Ende hinaus kaum halten kann. Der Semi-Discohit "Everything's blue" hangelt sich gegen Ende an seinem Jacko-Gedächtnis-Tanz rüber zum engültigen Abschluss mit dem rührseligen "B4 3D", welches (Achtung, Zitat) "lalalalalalala"leider kaum der Rede wert ist. Wie eigentlich das ganze Album. Immerhin wurde man als Hörer zum Zeugen einer ereignisreichen Demontage einer Band, die, und das ist gerade mal zwei Jahre her, durchaus noch einen Platz im Herzen diverser Musikliebhaber hat. Für einen richtigen Nachruf geben wir ihnen aber gerne noch Zeit - zwei Jahre, drei, wenn es sein muss, auch noch länger. Wirklich jucken kann das nach "Moment bends" ohnehin nicht mehr.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Sleep talkin'
- I know deep down
Tracklist
- Desert island
- Escapee
- Contact high
- W.O.W.
- Yr go to
- Sleep talkin'
- I know deep down
- That beep
- Denial style
- Everything's blue
- B4 3D
Im Forum kommentieren
Roland Barthes
2011-11-23 12:11:01
Dieses Album ist das erste, was ich von ihnen kenne und ich finde es nicht so übel wie in der Rezi dargestellt, im Gegenteil: 7/10.
mwah
2011-04-17 17:09:01
finde es gar nicht so schlecht, wie hier zuhauf geschrieben steht. ist zwar kein in case we die mehr, aber bis auf W.O.W. und B4 3D find ichs eigentlich alles ganz gut, ne 6/10 wär schon drin gewesen.
Expert
2011-04-14 14:53:01
3 Lieder des neuen Albums sind auch auf der "Dancing in the realm of doom"-EP
DAS JÜNGSTE GERÜCHT
2011-04-13 19:57:34
Was heißt Sonnenuntergang auf Finnisch?
Mond-Divisor subtrahiert Sonnenfaktor.
bebbo
2011-04-13 19:55:24
hauptsache bei der rezi wurde orchinaaal hessisch eingebaut..bitte künftig mehr davon!
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- http://www.thevine.com.au/music/interviews/architecture-in-helsinki-_-interview20110328.aspx
- http://www.daytrotter.com/dt/architecture-in-helsinki-a-building-that-bangs-with-sounds-and-their-sounds-incessantly-moving-in-herds-concert/20030201-111067.html
- http://www.tonspion.de/musik/architecture-helsinki
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