Agnostic Front - My life my way

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 04.03.2011
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Ein Fauch von Geschichte

Nach oben zu klettern ist leichter, als sich oben zu halten. Aussortierte Fußballtrainer, Skript-Autoren und Verteidigungsminister haben schon Klagelieder darüber getwittert. Denn irgendwann kommen sie immer: die Edelfans und Aktionäre von der Sitzplatz-Hauptribühne mit ihren überzogenen Erwartungen, die Investigativ-Journalisten mit dem karrierekillenden Skandälchen aus der Sturm-und-Drangzeit – oder das Publikum, das die Nase voll hat von den immer gleichen Geschichten. Die Frage ist nur, wann das passiert. Bei Agnostic Front war das vor bald zwanzig Jahren der Fall: Sie hatten sich Anfang der Neunziger zwischendurch aufgelöst. Warum sie mit "My life my way" zum achten Mal die gleichen alten Geschichten seit ihrer Reunion 1996 erzählen können – und auch noch damit durchkommen –, davon erzählt diese Platte ihre Hörern so einiges.

"My life my way" ist ein Kampf, den Agnostic Front seit mittlerweile drei Jahrzehnten kämpfen. "Us against the world" heißt Track drei auf ihrem neuen Album. "Self pride" ein anderer. "Until the day I die" der siebte. Und auch der Titel dieser Platte wurde schon mehrfach in diesem Text spazieren gefahren. Das sind keine Songtitel, das sind Slogans, Programmpunkte und Leitsätze. Denn es ist so: Noch immer sind Agnostic Front Rädelsführer des New-York-Hardcore, noch immer sind sie dadurch gezeichnet, durch die harte Schule gegangen zu sein. "To make your voice to be heard / To fight your way to the top", schnürt Urgestein Roger Miret seine Jugend in zwei Zeilen zusammen, für die deutschsprachige Hörer kein Booklet brauchen, um sie mitzubekommen. Knurrt dabei immer noch, als führe er seine Homies auf den Straßen von New York zum nächsten Gefecht. Treibt seine Bandkollegen im Schweinsgalopp durch Variationen der größten Hits von früher. Weiß ein dackeltreues Publikum hinter sich, das sich die Autoren mancher Telenovela nur wünschen würden. Und mimt das Gegengewicht zum ausgehfein geföhnten Modecore, der heute (s)eine Szene infiltriert.

Mit gut zwei Handvoll Songs feiern Agnostic Front auf "My life my way" ihr dreißigjähriges Jubiläum. Sie reanimieren Gangshouts, schicken Hoppeldrums in die Verlängerung und zocken nicht nur in "A mi manera" auch mal das ein oder andere metalaffine Vor-den-Latz-Riff, das ihnen bereits zu "Another voice" den Deal mit Nuclear Blast eingebracht haben dürfte. Und Tausende hängen Roger Miret an seinen Bizeps-Muskeln, wienern ihre Agnostic-Front-Tattoos und knurren fast sämtliche der 13 neuen Nummern auswendig mit, die demnächst auf der Setlist stehen. Das mag für Außenstehende den gleichen Effekt wie eine Wiederholung der Sissi-Trilogie an den Weihnachtsfeiertagen haben. Hat aber trotzdem seine Daseinsberechtigung. Nur mal unter uns Eingeweihten: Als Platte knallte die letzte Terror trotzdem eine ganze Ecke mehr.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • My life my way
  • A mi manera

Tracklist

  1. City streets
  2. More than a memory
  3. Us against the world
  4. My life my way
  5. That's life
  6. Self pride
  7. Until the day I die
  8. Now and forever
  9. The sacrifice
  10. A mi manera
  11. Your worst enemy
  12. Empty dreams
  13. Time has come
Gesamtspielzeit: 34:09 min

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