Rise Against - Endgame

Geffen / Interscope / Universal
VÖ: 11.03.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Das Leben ist kein Spiel

Wie weit darf eine Band gehen, um den eigenen Bekanntheitsgrad hochzuschrauben, ohne dabei gleichzeitig die Fans der ersten Stunde zu vergraulen? Die Grundsatz-, Gewissens- und Gretchenfrage zwischen Mainstream und Alternative gibt es vermutlich genauso lange wie populäre Musik an sich. Man musste vorher kein Prophet gewesen sein, um vorherzusagen, dass Rise Againsts sechstes Studioalbum eben jene Frage provozieren würde. Was erwidert man solchen Kritikern? Dass es geradezu naiv wäre, Rise Against anno 2011 wie zu Fat Wreck-Zeiten zu erleben? Dass früher doch nicht alles besser war? Dass Tim McIlrath sicherlich wenige Ambitionen hat, als Posterboy ohne Message zu verkommen? Wie auch immer. Rise Against setzen mit "Endgame" ihren Weg der letzten Jahre unbeirrt fort. Sowohl musikalisch als auch inhaltlich. Und landeten prompt auf Platz 1 der deutschen Albumcharts.

Rise Against hatten stets etwas zu sagen und legen auch dieses Mal Finger in Wunden, stellen Fragen und laden zum Nachdenken ein. Der gehobene Zeigefinger spielt nach wie vor keine Rolle. "Do you still believe in all the things that you stood by before? / […] / Do you care to be the layer of the bricks that seal your fate? / Or would you rather be the architect of what we might create?" Gibt es nach wie vor Menschen, die etwas verändern, für die gute Sache einstehen und kämpfen wollen? McIlrath gibt die Hoffnung nicht auf. Und wenn solche Zeilen in einem derart schmissigen Opener wie "Architects" verpackt sind, stehen die Chancen nicht schlecht, dass zumindest eine Menge Leute sich damit befassen. Galoppierende Strophen treffen auf einen Ohrwurm-Refrain der Güteklasse A. Gelernt ist gelernt. Da macht den Herrschaften aus Chicago so schnell niemand etwas vor.

Songs wie das an alte Bad Religion-Zeiten erinnernde "Disparity by design" oder auch die erste Single-Auskopplung "Help is on the way" hauen diesbezüglich in die gleiche Kerbe. Letztgenanntes kombiniert Radiotauglichkeit mit einem der wenigen Momente dieses Albums, auf dem auch noch geschrien wird. Dass dies nicht zwangsläufig das Allheilmittel aller Aggressionen sein muss, beweist "Satellite" als perfekte Symbiose aus Geschwindigkeit, Aggression und Eingängigkeit. Besser geht's kaum. Unter der abermaligen Produktion von Bill Stevenson und Jason Livermore vertrauen McIlrath und Konsorten auf ihre Stärken und spielen diese gekonnt aus. Ob das jetzt in den meisten Fällen vorhersehbar war oder nicht, spielt angesichts der unbestrittenen Qualität und Hitdichte eine eher untergeordnete Rolle. Bei Songs wie dem hardrockigen und rifflastigen "Broken mirrors", dem gelasseneren, aber doch eindrucksvoll zum Mitsingen einladenden "Wait for me", dem schmissigen "Letting go" oder dem mit Metal-Elementen spielenden "Midnight hands" gibt es nichts zu meckern. Und so werden sich einige sicherlich auf den Kinderchor bei "Make it stop (September's children)" stürzen. Wie feige und fragwürdig ist das denn?

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Architects
  • Satellite
  • Survivor guilt
  • Wait for me

Tracklist

  1. Architects
  2. Help is on the way
  3. Make it stop (September's children)
  4. Disparity by design
  5. Satellite
  6. Midnight hands
  7. Survivor guilt
  8. Broken mirrors
  9. Wait for me
  10. A gentlemen's coup
  11. This is letting go
  12. Endgame
Gesamtspielzeit: 45:59 min

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