Flotsam And Jetsam - The cold

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 18.02.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Lückenbüßer

Machen wir doch einmal wieder eine kleine Zeitreise. Ins Jahr 1986, um genau zu sein. Als der Thrash amerikanischer Prägung gerade so richtig boomt, veröffentlicht eine blutjunge Truppe mit ihrem Debüt gleich eines der Referenzwerke. Die Platte heißt "Doomsday for the deceiver", die Band Flotsam And Jetsam. 1986 verliert aber auch eine bereits große Band ihren Bassisten durch einen tragischen Autounfall. Und holt sich eben bei Flotsam And Jetsam Ersatz. Die Rede ist von einem gewissen Jason Newsted, und diese andere Band ist natürlich Metallica. Wie auch immer, Flotsam And Jetsam gelingt 1988 mit "No place for disgrace" noch ein mehr als würdiger Nachfolger, danach fällt die Band in die Bedeutungslosigkeit. Wie so viele, die zu schnell zu groß wurden.

Diverse ziemlich mediokre Versuche später hält sich also die Euphorie über ein neues Album in Grenzen. Was sich insbesondere darin äußert, dass "The cold" erst mit einem halben Jahr Verspätung in Europa erhältlich ist. Doch die Skepsis weicht schnell anerkennendem Staunen, dann blanker Überraschung: Nach dem famosen Opener "Hypocrite" darf in der Tat die Frage gestellt werden, welche Truppe in den letzten knapp 20 Jahren unter dem Namen Flotsam And Jetsam auftrat, so energisch und ungestüm geben die Herren um den unverdrossenen Fronter Eric A. K. hier nach dem ruhigen Intro Gas.

Der bedingungslose Thrash der Frühzeit ist natürlich zu weiten Teilen in den Hintergrund getreten. Doch wie so oft bringt das Alter der Protagonisten die nötige Reife mit sich, jene Thrash-Parts durch Midtempo-Passagen um so effizienter donnern zu lassen. Zuerst noch mit nicht immer schlüssigem Konzept wie in "Take", später kulminierend in einem epischen Refrain beim Räumkommando "Blackened eyes staring".Bislang eher unbekannt hingegen ist die vergleichsweise verhaltene, aber verdammt düstere Seite der Herren aus Arizona, die gänsehauterregend beim wahrhaft klirrend kalten "The cold" und vor allem bei der großartigen Powerballade "Better off dead" zum Tragen kommt.

Es ist exakt diese Variabilität, die eine Spielfreude vermittelt, wie sie lange nicht zu spüren war. Auch wenn das eine Riff schon einmal gehört, das andere Arrangement wie bei "Falling short" etwas verwirrend sein mag, vermitteln Flotsam And Jetsam eine Atmosphäre, als stünde die Zahl 25 nicht für die Jahre seit dem Debüt, sondern für das Lebensalter. Nach dieser langen Zeit ist der Mannschaft um Eric A. K. tatsächlich der legitime Nachfolger der teilweise fast schon heilig gesprochenen Frühwerke gelungen. Hoffen wir also, dass die nächste gute Platte noch vor 2036 erscheint.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hypocrite
  • Blackened eyes staring
  • Better off dead
  • Secret life

Tracklist

  1. Hypocrite
  2. Take
  3. The cold
  4. Black cloud
  5. Blackened eyes staring
  6. Better off dead
  7. Falling short
  8. Always
  9. K.Y.A.
  10. Secret life
Gesamtspielzeit: 52:03 min

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