Emmure - Speaker of the dead

Victory / Soulfood
VÖ: 18.03.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Kinder des Zorns

Machen wir uns nichts vor: Das Welt- und Menschenbild nicht weniger Hardcore-Spielarten kommt einem Rückfall in vormoderne Zeiten gleich. Solidarität und Wohlfahrtsstaat? Haben schon Agnostic Front gegen das sozialdarwinistische Recht des Stärkeren eingetauscht. Gleichberechtigung und weibliche Emanzipation? Neben dem Frauenbild weiter Teile der Hardcore-Szene wirkt LL Cool J wie ein gesetzlich verordneter Frauenbeauftragter. Aufklärungsimpetus und Gewaltverzicht? Das haben At the Drive-In nicht mal auf ihren eigenen Konzerten durchsetzen können.

Wut macht blind. Aber es gibt freilich Gegentendenzen: Emocore und Post-Hardcore sind und waren Umsturzversuche gegen die stiernackige Brutalitätssackgasse, in die der Hardcore zu laufen schien. Es gibt aber auch noch jene, die schlicht ohne Rücksicht gegen diese Wand anrennen, die den ultrabrutalen Sound und Lifestyle bis zum Exzess treiben. Die Herren von Emmure haben sich für letzteres entschieden und überhöhen nunmehr seit vier Alben die Wut des Hardcore mit einem deutlichen New Metal-Einschlag ins Extrem.

Was dabei auf "Speaker of the dead" in Form gegossen wird, ist nichts weniger als der (derzeitige) Endpunkt harter Musik. Emmure schreiben eine knapp 40-minütige Gewaltphantasie im Stile eines Bret Easton Ellis, die in ihrer grotesken Übersteigerung satirische Züge erhält. Sie sind dadurch gleichzeitig die stumpfeste Beatdown-Kapelle dieses Planeten und doch auch der Totengräber des Tough-Guy-Hardcore. Terror, Hatebreed, Death Before Dishonor? Laden die nicht immer noch die Tabs zu Madball anno '95 runter? Emmure erkennt man unter Tausenden von Bands, weil sie die Live-Strong-Ideologie des Hardcore fast bis zur Karikatur radikalisieren.

Nach den 15 Songs von "Speaker of the dead" bleibt der Hörer völlig weggetreten, abgekämpft, abgestumpft zurück. Tatsächlich ist diese Konsequenz so hochspannend wie anstrengend, denn Emmures mitunter an Pantera erinnernder Minimalismus geht auf lange Sicht auf die Knochen. Akzente setzen vor allem jene Songs, die zwischen dissonanten Breakdowns Melodien durchscheinen lassen: So zeigt "Last words to Rose" wie Killswitch Engage wohl klingen würden, wenn Adam D. seinen Dachschaden nicht nur auf der Bühne im Hasenkostüm spielen müsste. Auch "A voice from within" macht mit Korn-Zitat durchaus eingängig auf Radiotauglichkeit. Was sich jedoch wirklich einbrennt, ist ein Gesamtkonzept. Den Weg in die nackte Aggression haben Emmure endgültig vermessen, weiter geht es nicht. Was soll da als nächstes kommen? Emmure gründen bald ein Folkprojekt, wetten?

(Nicklas Baschek)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Demons with ryu
  • Last words to Rose
  • A voice from below
  • Word of Intulo

Tracklist

  1. Children of cybertron
  2. Area 64-66
  3. Dogs get put down
  4. Demons with ryu
  5. Solar flare homicide
  6. Eulogy of giants
  7. Bohemian grove
  8. 4 poisons 3 words
  9. Cries of credo
  10. Last words to Rose
  11. A voice from below
  12. Drug dealer friend
  13. My name is Thanos
  14. Lights bring salvation
  15. Word of Intulo
Gesamtspielzeit: 38:18 min

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