J Mascis - Several shades of why
Sub Pop / CargoVÖ: 18.03.2011
Dann trugen ihn die Englein fort
Ein Tamburin, das ist alles. Und akustisch ist es auch noch. J Mascis überrascht mit "Several shades of why" gleich mehrfach. Waren die jüngsten Werke von Dinosaur Jr. grandiose Schrammel-Experten, ist das erste tatsächliche Solowerk von Mascis ein kleines, leises, behutsames Stück Musik, das klingt, als wäre es aus dem verschütteten Nachlass von Nick Drake geborgen worden. Stressfreie Popmusik ist das, die von herzergreifenden Melodien lebt. Und von dem uneingeschränkten musikalischen Talent des weißhaarigen Gitarren-Monsters. Mascis zieht auf "Several shades of why" blank und vertraut gänzlich auf die Kraft seiner Stimme.
Hat man den Blick von diesem herrlichen Cover-Artwork endlich abwenden können und sich durch das knappe Feedback-Intro in das zarte "Listen to me" gewühlt, ist es schon passiert: Das Album ist keine zwanzig Sekunden alt und man selbst bis über beide Ohren verliebt. Drei, vier einfache Akkorde, die akustische Gitarre schnurrt und Mascis singt verlegen eine kleine, simple Melodie. Das ist ein trauriger Brocken, melancholisch bis zur Halsschlagader. Es ist die Grundstimmung des Albums. Mascis entwirft bekümmerte Szenarien, und doch wird man nach diesen vierzig Minuten ein glücklicherer Mensch sein.
Es ließen sich hier die Großen der Zunft herbeizitieren, David Crosby zum Beispiel, Nick Drake und Tim Buckley. Doch sind diese kräftigen Vergleiche alle sinnlos, hat man nicht ein bisschen Zeit mit diesem strahlenden Album verbracht. Es ist von zauberhafter Schönheit, wie Mascis in "Is it done" eine kleine kuschelige Welt baut, die nur von seiner akustischen Gitarre getragen wird, von seiner heiseren Stimme, die in ein Duett mit Ben Bridwell von der Band Of Horses einschlägt. Plötzlich kommt aus dem Nichts ein kleiner Funken Fuzz, eine kräftige Gitarre, die einen tief ins Herz trifft. Dafür möchte man Mascis die Füße küssen.
"Several shades of why" ist ein Album, das von der unvergänglichen Anmut eines Violinen-Gitarren-Duells bis zur existentiellen Kraft eines Feedbacks führt. Mascis' Texte entwerfen deprimierte Szenarien, werden jedoch von einer ungeheuren musikalischen Leichtigkeit getragen, die den Hörer selbst schweben lässt. Der Verzicht des Schlagzeugs war nicht nur für das Songwriting befreiend, auch Mascis' Stimme erreicht nun ganz neue Weiten. Das kristallklare, unaufgeregte "Too deep" wird so zum leisen Höhepunkt: Ein geschundener Sänger allein mit seiner akustischen Gitarre.
Doch sind es vornehmlich diese erweichenden, ergreifenden Melodien, die erst durch die zerstörerische Wucht der letzten Sekunden von "What happened" vertrieben werden können. Die Songs wachsen zu wahren Giganten an, die man am liebsten personifizieren würde. Treue Freunde sind das, die verstehen und beraten, die am Tresen sitzen und Whiskey trinken. Da blickt man noch einmal auf das wundervolle Cover des Albums und stellt fest, dass man selbst dieses kleine Plüsch-Geschöpf ist. Mascis hält das Rad in der Hand und der Dinosaurier, das sind seine Songs. Man kann das zu weich und flauschig finden, doch ist eines fest in Stein gemeißelt: Das hier ist nichts weniger, als ein fantastisches Album.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Is it done
- Too deep
- What happened
Tracklist
- Listen to me
- Several shades of why
- Not enough
- Very nervous and love
- Is it done
- Make it right
- Where are you
- Too deep
- Can I
- What happened
Im Forum kommentieren
J Mascis
2014-08-07 20:29:48
Dafür hab ich die grauen Haare schön!
Eddie Vedder
2014-08-07 19:57:03
Ich knödel fast genau so schön wie Mascis.
Villi
2014-08-07 19:30:47
Ich mag den mascis . Der hat wenigstens ne unverwexelbare stimme unter den tausenden jaes blunts da draussen
eric
2014-08-07 14:59:15
Interessant... ;)
Obrac
2014-08-06 15:56:13
Finde ich auch. Zu viel kriegt ne 7 8 oder ne 6 10, manche kriegen auch ne 8 7 oder 9 10. Zu viele kriegen 7 10 8 9.
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