Black Rebel Motorcycle Club - B.R.M.C.

Virgin / EMI
VÖ: 21.01.2002
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Fest im Sattel

Was war nochmal letztes Jahr? Richtig - die punktuelle Wiederbelebung totgelaufener Revivals. Ansonsten nicht immer der Durchsichtigkeit verpflichtete Musikjournalisten entdeckten ihre investigative Ader und enttarnten einen Retrohype um den anderen, als gäbe es tatsächlich eine Urintegrität des Rocks zu verteidigen. Zoot Woman aus dem vereinigten Königreich rockten den Plastik, die Strokes aus New York City beinahe die Charts und die White Stripes aus Detroit Rock City das immer noch bemerkenswert popversessene Feuilleton.

Was war nochmal schuld an alledem? Richtig - Rockgläubige schwelgten weltweit in wohligwarmen Nostalgieanfällen und Erinnerungen an Zeiten, die sie nie miterlebten hatten, um wenig später selbstgefällig den eigenen Geschmackskonservatismus anzuprangern. Jetzt, wo die gefeierten Wiederentdeckungen allenfalls noch quer durch Großauflagenpublikationen tingeln, stehen die geschmackvollen Gitarrenfürchtigen mit ihrem in den letzten Monaten angehäuften Wissen etwas ratlos herum. Genau der richtige Zeitpunkt also, um die Wiederveröffentlichung des Black-Rebel-Motorcycle-Club-Debüts ins Veröffentlichungsspiel zu bringen.

Worum geht's bei "Black Rebel Motorcycle Club" nochmal? Richtig - die Schwarzweißrocker aus San Francisco graben nicht ganz so tief wie ihre Vorgänger und widmen sich leidenschaftlich den musikalischen Errungenschaften der zweiten Hälfte der Achtziger. Insbesondere der britische Popzirkus der damaligen Zeit scheint es ihnen angetan zu haben, exakt die Stelle in der Popgeschichte also, an der "Alternative von der Insel" noch Bedeutung hatte und rund um den Globus als Qualitätsmerkmal geachtet wurde. Stilecht zelebriert und zitiert der Black Rebel Motorcycle Club eine angeslackt-explosive Selbstsicherheit-Rotz-Mischung mit großen Gitarren und einem Schuß Psychedelik, ohne aber ganz auf Aufdatierung und Eigeninitiative zu verzichten. Natürlich konnte man hier einwerfen, daß dieses Konzept bereits von den Dandy Warhols oder Brian Jonestown Massacre gebührend abgehandelt wurde; doch wo erstere die Gefahrensituationen hymnisch und letztere berstend meisterten, verläßt man sich in San Francisco selbst in haarigsten Situationen auf die körpereigene Coolnessausschüttung. Und dies durchaus zurecht.

Und was taugt die Platte nochmal? Richtig - eine ganze Menge, eigentlich. Die Refrains drücken solide bis in die hintersten Zeilen, die Spannungsbögen schießen trotz einer gewissen Weitläufigkeit nicht über ihre Ziele hinaus, die ganz dicken Gitarren sind präzise gesetzt, und selbst die skandierten Parolen sind einigermaßen zynismusfrei zu genießen. Alles in allem solide Arbeit eben; hie und da vielleicht etwas zu selbstsicher, könnte man einwenden, etwas zu weitläufig zitiert oder etwas zu eingefleischt und stilgetränkt. Innovationdefizit hin oder her: Beim Black Rebel Motorcycle Club schreibt man "Coolness" passend zum Zeitrahmen mit ganz großem "C". Und zusammen mit der Tatsache, daß sie nicht im undankbaren Morast der Selbstreferentialität stecken bleiben, ist das ist ja auch schon eine Menge.

(Adrian Schulthess)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Whatever happened to my rock'n roll (Punk song)
  • Awake
  • As sure as the sun
  • Spread your love

Tracklist

  1. Love burns
  2. Red eyes and tears
  3. Whatever happened to my rock'n roll (Punk song)
  4. Awake
  5. White palms
  6. As sure as the sun
  7. Rifles
  8. Too real
  9. Spread your love
  10. Head up high
  11. Salvation
Gesamtspielzeit: 57:07 min

Im Forum kommentieren

Kojiro

2024-03-26 05:25:24

Höchstens reich an Erfahrungen! ;-)

Nein, ich bin denen tatsächlich einige Male hinterhergereist. Gab während der BTDT-Tour auch zwei großartige Abende in Folge in FFM oder einen Gig mit Wohnzimmercharme in Kufstein! :-D

boneless

2024-03-25 22:13:03

Kojiro ist doch (scheinbar) Münchner. Die sind von Haus aus reich. ;D

noise

2024-03-25 21:23:40

18 x live?!. Respekt! Dann musst Du aber bei einigen Touren hinterhergereist sein. So oft waren die ja nicht in Deutschland. Da ging bestimmt einiges an Geld und Urlaub drauf.

Kojiro

2024-03-25 09:05:49

Erinnere mich noch, als sie eine Akustikversion von "Love Burns" vor einem Vintage-Mikro im Paradiso Amsterdam gespielt haben. Unfassbar gut war das. Vermisse die Band. Muss meine 20-Konzerte (bin aktuell bei 18) noch voll kriegen.

Dulle

2024-03-24 17:03:11

Die ziemlich nichtssagende Rezi geht eben auf keinen einzigen Song ein.

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