Wendy McNeill - For the wolf, a good meal
Haldern Pop / CargoVÖ: 18.03.2011
Jemand zum Quetschen
Es ist schon erstaunlich, wie wenig wir eigentlich wissen über die kanadische Wahlschwedin Wendy McNeill. Nicht privat, sondern musikalisch. "For the wolf, a good meal" ist nämlich bereits ihr fünftes Studioalbum. Zugegeben, die ersten beiden erschienen im Selbstvertrieb, doch schon "The wonder show" im Jahr 2006 auf einem größeren Label. Aufmerksamkeit gab es dafür nicht so richtig. Erst mit "A dreamer's guide to hardcore living" begann sich die Gemeinde zwei Jahre später für die passionierte Akkordeonspielerin etwas zu interessieren. Es sollte trotzdem zu nicht mehr als einem frühen Slot auf den kleinen Festivals reichen. Wird "For the wolf, a good meal" - das immerhin auf dem renommierten Label Haldern Pop erscheint - dies ändern? Nein, sollte es aber. Selten waren die Voraussetzungen so gut wie jetzt, da durch Joanna Newsom selbst die Harfe indietauglich gemacht wurde und auch die Quetschkommode an Coolness gewonnen hat, seitdem sich Arcade Fire oder die Decemberists damit durch die Sets quietschen.
Auch McNeill wirkt etwas verschroben und passt hervorragend in das Freak-Folk-Kompendium. Celesta, Dulcitone und Marimba sind eben nicht gerade das, was eine handelsübliche Band zum Grundinstrumentarium zählt. Auf "For the wolf, a good meal" vereinen sich all diese Gerätschaften und schaffen eine bedrückte und entrückte Atmosphäre, die durch das polkahafte Akkordeon hier und dort aufgebrochen wird. Traumwandlerisch schwebt McNeill durch die zumeist kargen Soundlandschaften. Der Opener "Our time" eröffnet das Album nach einem kurzen Meeresrauschen kirmesartig und gibt damit zunächst die Richtung vor. Die Quetsche bestimmt zu Beginn das Tempo auf "For the wolf, a good meal". Egal, ob mit rumpeliger Perkussion wie in "Animal" oder "Flick of the wrist", oder eben mit nicht viel mehr als sich selbst, wie in "Our time" - der Erzählton bleibt konstant, die Atmosphäre beständig gespannt.
Mit der Zeit legt McNeill das Akkordeon öfter beiseite und greift zur akustischen Gitarre. Das verändert zwar die Klangfarbe von Songs wie "Beyond all reason" oder "Lions and lambs". Insgesamt sind aber alle Instrumente derart ausgeglichen und sanft eingesetzt, dass die leichten Verschiebungen überhaupt nicht ins Gewicht fallen. Und dass "For the wolf, a good meal" eigentlich ein großes Konzeptalbum über fünf Personen ist - geschenkt. Die Songs werden dadurch nicht schwerer und lassen sich auch hervorragend ohne dieses Wissen hören. Allerdings ist dieses Studioalbum von McNeill deutlich weniger verspielt und damit geheimnisvoller und düsterer als gewohnt. McNeills rundum eigene Version des Folk Noir hätte erneut viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Sie ist eine berührende Geschichtenerzählerin, die noch in die kleinsten Zeilen viel Herz und Seele zaubert. Vielleicht werden die Bühnen nicht größer, McNeills Alben werden es allmählich. Wir sind berührt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Our time
- Lions and lambs
- Toss it away
- Giver
Tracklist
- Intro
- Our time
- Animal
- Flick of the wrist
- Picking up pieces
- Black/white
- Oldest dance
- Beyond all reason
- Eddie (Why don't you put your gun down?)
- Lions and lambs
- Toss it away
- Grey eyes
- Giver
- All these wishes
- Longest dance
Referenzen
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