Parts & Labor - Constant future

Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 11.03.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Fuzz mich an

Mit der Zukunft ist es so eine Sache: Die einen wollen nichts mit ihr zu tun haben, weil sie schon die Gegenwart scheußlich finden und sich die gute, alte Zeit zurückwünschen. Die anderen können aus ähnlichen Gründen die Zukunft gar nicht erwarten und wollen schon das Gestern zum Übermorgen machen. Kunst hat dabei ein noch ganz anderes Problem: Musik existiert immer nur exakt im Hier und Jetzt; dabei ist sie auf ausgedehnte Momente auslegt, was prinzipbedingt dazu führt, dass man sie immer nur als momentanes Einzelteil erleben kann. Der Klang, der gerade erklingt, ist sofort vorbei und hallt nur als Eindruck nach. Das ganze Werk kann der geneigte Hörer zwar im Geist vorüberziehen lassen, als Partitur lesen oder auf einen MP3-Player der eigenen Wahl schieben - komplett erleben kann er es jedoch nicht.

Wenn die Brooklyner Noisepopper Parts & Labor nun ihr neues Album "Constant future" nennen, sind sie sich dieses Konflikts bewusst und kümmern sich einen Scheiß darum. Sie schicken einfach mal alles durch den Verzerrer und fragen erst hinterher, in welche Richtung ihre Synthesizer dieses Mal übersteuert haben. Wer in Brooklyn auffallen will, braucht eben ein Alleinstellungsmerkmal. Doch Parts & Labor sind keine Avantgardisten: Zusammen mit Joe Wongs wuchtigem Geprügel und ihrer Neigung zu mitgrölfesten Melodien wird aus der futuristischen Inszenierung schnell ein echter Hinhörer.

Die großen Gesten und ergreifenden Melodien, mit denen sie ihre Songs dieses Mal aufgeladen haben, kennt man von den Arenen füllenden Poprock-Alben der Achtziger: "The unforgettable fire", "Diesel and dust", "Street fighting years". Und wenn Dan Friel und B.J. Warshaw dazu in Chorgesang verfallen, erscheinen auch noch R.E.M. auf der geistigen Bildfläche. Das Schwirren der analogen Synthesizer sorgt für angemessen feierliche Stimmung, handliche Abzählmelodien sorgen für Hooks, und weil schon die Strophe so viel Nachdruck mitbringt, kippt die Verzerrung für den Kulminationspunkt im Refrain pflichtschuldig ins Maximum. Schließlich will der Bass auch mal mitdröhnen.

"Constant future" hält wenig von Zurückhaltung. Alle zwölf Songs verbreiten den gleichen Nachdruck, der trotz manch schäbiger Ästhetik immer feierlich klingt. Selbst wenn sich Bitterkeit und Pessimismus durch die Texte ziehen, wischen die Melodien jede Niedergeschlagenheit einfach beiseite. Parts & Labor haben sich von ihrer Post-9/11-Paranoia endgültig gelöst und verbreiten mit Songs wie "A thousand roads" sogar handfeste Zukunftshoffnungen: "Come on, praise the progress made / The sharpened grays of a thousand roads." Selbst wenn ein Song "Pure annihilation" heißt, entpuppt der sich als piepsendes Liebeslied: "I know every inch of your shadow / I know all of the warmth in your wake." Das geht über die pfeifenden Ohren direkt ins Herz. Nicht gestern, nicht morgen. Sondern sofort.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • A thousand roads
  • Rest
  • Skin and bones
  • Without a seed

Tracklist

  1. Fake names
  2. Outnumbered
  3. Constant future
  4. A thousand roads
  5. Rest
  6. Pure annihilation
  7. Skin and bones
  8. Echo chamber
  9. Without a seed
  10. Bright white
  11. Hurricane
  12. Never changer
Gesamtspielzeit: 39:22 min

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TDenton

2021-09-27 21:43:37

Ganze 10 Jahre ist es nun schon her seitdem ich dieses Juwel, diesen ewigen Geheimtipp, hier gefunden habe. Heute mal wieder komplett runtergehört und ich bin immer noch begeistert. Ein großartiges Album.

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