Buffalo Tom - Skins
Scrawny / ADA / WarnerVÖ: 04.03.2011
Auf der guten Seite
Überlegt man, mit wie vielen wahrlich süchtig machenden Ohrwürmern Buffalo Tom ihre Hörer im Laufe der Jahrzehnte beinahe in den Wahnsinn trieben, ist die erste Ernüchterung wohl nachvollziehbar. "Skins", ihr mittlerweile achtes Album und das zweite nach dem Comeback, erscheint erneut als ein großes Eigenzitatfeuerwerk, das man jeder anderen Band absolut übelnehmen könnte - nur nicht diesen drei Bostoner Urgesteinen. Die Gründe für diese Milde liegen einerseits im Charakter der Band, in ihrer Gutmütigkeit und so geerdet poppigen Verzweiflung begründet. Anlässlich ihres 25jährigen Bestehens kann man allerdings auch einfach einmal sagen: Buffalo Tom sind nach wie vor schlichtweg viel zu gut, um sich selbst zu überleben. "Skins" erschließt sich entsprechend erst nach ein paar Anläufen. Dann aber voll und ganz.
Ein großes Plus sind die Balladen, die sich folkloristischer geben, Mandolinen, Banjos und Geigen ins Rund werfen, dabei aber auch die ehrwürdigen Folkrockformeln nie außer Acht lassen. Bleiben Songs wie "Paper knife" oder "The hawk and the sparrows" demnach melodisch bedacht, so verdichten sie sich doch nach und nach zu wahren harmonischen Wuchtbrummen. Und werden zudem von Bill Janovitz' und Chris Colbourns Gesang in ein Nirvana aus intimer Eintracht verwandelt. Nach wie vor gibt es zwischen Background- und Leadvocals nur wenig, was sich derart mitfühlend verschwistern kann wie diese beiden Stimmen. Gesellt sich bei "Don't forget me" auch noch Tanya Donelly hinzu, so gehen Buffalo Tom genau so weit auf Country zu, wie es eben jenes Mitgefühl verträgt. Das ist wahrlich groß komponiert.
"Here I come" schleicht sich hingegen eher hinterrücks an, mit Fade-In und Fade-Out, liefert dazwischen aber in der Tat einen sehnsuchtsvoll geschrabbelten Septimen-Akkord in Richtung "Summer" oder gar "Larry". Ebenso "The big light", bei dem sich Janovitz' Organ beinahe in die altbekannte, sich überschlagende, dabei aber kämpferische Verzweiflung hineindreht - wenn Buffalo Tom dafür nicht längst viel zu alte Hasen wären. Auch so bleibt der Song aber immer noch mit so viel Kraft ausgestattet, dass der Orgelteppich und die Klavierakkorde in Schnappatmung verfallen, um all der Emotion überhaupt nachzukommen.
Der Abschluss mit "Out of the dark" nimmt die Fäden wieder auf, gönnt dem Multinstrumentalen allerdings ein wenig mehr Bewegungsfreiheit. Denn auch das stimmt seit eh und je: Trotz manch herzerreißenden Moments wollen Buffalo Tom vieles, aber niemals, dass irgendjemand weint. Sogar ganz im Gegenteil - das freundschaftliche Schulterklopfen ist die Luft, die sie atmen. Apropos: Die Behauptung, dass Buffalo Tom fürwahr / trotz allem / dann eben doch / schon wieder einmal gar nicht in der Lage sind, auch nur eine schlechte Note zu schreiben, ist genau das, was Kritiker an der Einstellung ihrer Hörer fortwährend in den Wahnsinn treibt. Zweimal Wahnsinn stehen sich also gegenüber. Man muss sagen - auf einer Seite schaut es sich definitiv glücklicher aus der Wäsche.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Arise, watch
- Don't forget me
- Here I come
- The hawk & the sparrows
- The big light
Tracklist
- Arise, watch
- She's not your thing
- Down
- Don't forget me
- Guilty girls
- Miss Barren Brooks
- Paper knife
- Here I come
- Lost weekend
- The hawk & the sparrows
- The big light
- The kids just sleep
- Out of the dark
Referenzen
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