The Mission - AurA
Oblivion / Playground / SPVVÖ: 05.11.2001
First, last and always
2001 war das also Jahr der verblaßt geglaubten Sterne und der auferstandenen Phoenixe, die nach jahrelanger Abstinenz mit neuen Platten daherkamen. Weezer und Tool kamen aus den Tiefen der Neuziger zurück, und selbst aus den Achtzigern wagten sich unsere Jugendhelden The Cult oder New Order mit neuen Platten ans Tageslicht zurück. Auferstanden aus Ruinen - so muß man wohl auch die Rückkehr von The Mission beschreiben. Denn was hatten die Briten in den letzten zwölf Jahren des ständigen Niedergangs anzubieten? Halbgare Best-Of- Compilations mit ein oder zwei neuen Tracks von unterstem B-Seiten-Niveau, angestaubte BBC-Aufnahmen, Reunion-Live-Album. Und dies alles nur, um die eigentliche Arbeit einer Band zu übertünchen: gute Alben zu produzieren.
Das ging bei The Mission in den Neunzigern dreimal durch fehlverstandenen Weiterentwicklungs- und Modernitätswahn derbe in die Hose. "Masque" (1992), "Neverland" (1995) und zuletzt "Blue" (1996) waren Sadismus-Torturen für jeden CD-Player. Gute Songs waren an einer Hand abzuzählen - wenn man vorher noch zwei Finger amputierte. Dies aber hat mittlerweile auch Wayne Hussey erkannt und den einzigen Weg aus der Misere eingeschlagen: zurück in die Vergangenheit. Original-Basser Craig Adams ist nach zehn Jahren wieder am Start. Mit Dave Allen wurde gar ein Mixer engagiert, der vor 17 Jahren den Sound des Sisters Of Mercy-Debüts zimmerte - als Hussey die Sisters-Songs schrieb und Adams dort den Baß zupfte. A long way back in time.
Was dem Hörer in dreizehn Songs auf "AurA" aus den Boxen entgegenschlägt, hat denn auch genau eineinhalb Vorbilder: eine kleine Prise The Cure bei "Happy" und "Cocoon", die "First, last and always"-Gitarre bei "Evangeline" und ansonsten The Mission selbst in ihren Anfangstagen. Nicht ein Lied auf "AurA", zu dem man nicht einen ähnlichen älteren Song finden würde: "Dragonfly" ist - und das gab Hussey sogar offen zu - eine Adaption von "Butterfly on a wheel", "In denial" klingt wie "Believe", "(Slave to) Lust" wirkt wie die harte S/M-Version von "Sweet smile of a mystery", "Lay your hands on me" ist der harte Rocker à la "Hungry as a hunter" und "Burlesque" schließlich faßt experimentellere Mission-Hymnen wie "Tower of strength" und "Mercenary" moderner zusammen. Endlich klingen The Mission wieder wie The Mission, und dies fast sogar übergenau, wenn nicht einige wenige elektronische Spielereien vom Jahr 2001 künden würden.
Trotz des ständigen Eigenplagiats gelingen den Briten drei bemerkenswerte Dinge: Erstens bauen sie wieder Songs mit interessanten Spannungsbögen, die verhindern, daß die Platte auch nach dem fünften Mal langweilig wird. Zweitens findet sich nicht ein einziger Totalausfall auf der Scheibe. Und drittens beweist Hussey nach den stimmlichen Fehlversuchen der jüngeren Vergangenheit, daß er immer noch ausdrucksvoll singen kann. Bei "Frozen" schafft es der notorische Sonnenbrillenträger sogar, einem einen Schauer über den Rücken zu jagen. "I don't know if I will ever / If I can ever love again" haucht er, nur von einem Piano begleitet, ins Mikro.
Doch ob sich The Mission mit "AurA" viele neue Fans schaffen können, bleibt abzuwarten. Was früher mal gut war, ist heute zwar auf keinen Fall schlecht, doch die Nachkommen der Fans von einst stehen eben nicht auf den traditionellen Goth-Rock. Das mußten The Mission im November als Vorband von HIM feststellen. Und der geneigte Mission-Bewunderer wird in der Plattensamlung weiterhin seine Hand nach links zu "Carved in sand", "Children" oder "God's own medicine" ausstrecken. "AurA" ist es aber zweifelsfrei wert, mehr als nur einmal Gehör zu bekommen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Shine like the stars
- Burlesque
- (Slave to) Lust
Tracklist
- Evangeline
- Shine like the stars
- (Slave to) Lust
- Mesmerised
- Lay your hands on me
- Dragonfly
- Happy
- To die by your hand
- Trophy - It never rains
- The light that pours from you
- Burlesque
- Cocoon
- In denial
- Frozen
Referenzen
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