
Arbouretum - The gathering
Thrill Jockey / Rough TradeVÖ: 18.02.2011
In bekannten Maßen
Angesichts des Ruhmes, den manche Musiker mit Resistenz und fortsetzender Gleichfärberei eingefahren haben, könnte vermutet werden, dass Arbouretum im Rock'n'Roll-Zirkus bald eine weitaus bedeutendere Rolle spielen. Denn die Band hält es auf ihrem dritten Album "The gathering" nicht für nötig, den Vorhang fallen zu lassen und in ein Zeitalter neuer Kompositionen einzuführen. Das erste Stück "The white bird" stolpert so abrupt in die Hörgänge der Lauschenden, als hätte der Vorgänger "Song of the pearl" nie aufgehört. Ein musikalisches Déjà-vu zwängt sich auf: impulsiver und minimalistischer, ebenso tönender wie dröhnender, psychedelischer Rock'n'Roll, der immer wieder in ein selbstverlorenes, leidenschaftliches Gitarrensolo mündet.
Eigentlich könnte der Rezensent an dieser Stelle den Laden dicht machen und die gleiche Note zücken wie bereits zweimal zuvor: Meisterlich, denn das Konzept des weitflächigen und harten Blues scheint ja erneut aufzugehen. Aber auch wenn "The gathering" mit seinen Einstiegsstücken einen schnellen Wiederanknüpfungspunkt herausfordert, hat die Band um Frontmann David Heumann eines übersehen: Die Zeit zwischen den Alben schreitet unwiderruflich fort - damit also auch die Ansprüche der Hörenden, die, wollen sie dem eigenen Anspruch der persönlichen musikalischen Weiterbildung gerecht werden, auf einen Ausbau des Spektrums Arbouretums hoffen.
Dass die Band nicht völlig blind für solche Wünsche ist und auch den eigenen Horizont im Blick hat, zeigt "The empty shell". Eine noisige, wild rotierende Gitarrenspule dreht in der ersten Minute belebend ihre Kreise. Nach einem satten Stopp verlässt die Band ihr hartes wie schleppendes Grundprinzip und macht sich mit einem satten Stakkato-Rhythmus und Power-Pop-Einflüssen auf die Suche nach einer neuen und erfrischenden Melodiösität. Aber schon das nächste und letzte Stück, "Song of the nile", macht deutlich, dass "The empty shell" einem sehr guten, aber insgesamt zu inkonsequent gelebtem Alibi gleichkommt.
Das soll nicht bedeuten, dass "The gathering" ein tiefer Abstieg ist, auch kein sich selbst parodierendes Revival. Denn schließlich haben Heumann und Co. ihre Qualitäten nicht an der Studiotür abgegeben. Wer vergleichend tätig wird, findet haufenweise erfüllende Überschneidungen zwischen "Song of the pearl" und der aktuellen Veröffentlichung. Sprich: Hochklassiges Austauschmaterial! Die Entwicklung aber verrät, dass Arbouretum es sich mit "The gathering" insgesamt zu einfach gemacht haben. Bevor also "Routine" zum bösen Wort wird, fordern wir einen unkontrollierten Kurswechsel ins Ungewisse!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Waxing crescents
- The empty shell
Tracklist
- The white bird
- When delivery comes
- Destroying to save
- Highwaymann
- Waxing crescents
- The empty shell
- Song of the nile
Referenzen
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