Nikka Costa - Pro*whoa
Gofunkyourself! / Virgin / EMIVÖ: 18.02.2011
Der Stoffwechsel
Es ist so eine Sache mit der Mode. Kaum aus dem Laden draußen, sind die Sachen schon wieder alt. Überhaupt: Zukunft ist Trumpf, und daher schmeißen zahlreiche Künstler ihre alten Klamotten raus und hüllen sich in ein neues Gewand. Nikka Costa steht da ihren Kollegen in nichts nach. Vom Soul der vergangenen Alben ist wenig übrig geblieben. Zu schnieke glitzerte der Electropop-Aufzug im Schaufenster. Und so gibt es nun Beats, Beats, Beats im Pop, Pop, Pop. "Ching Ching Ching" wurde ja vorab schon auf Dauerrotation geschickt und bumste auf sterile Drums Synthiesounds ohne Rücksicht auf Verluste. Costas Stimme fügt sich in den Track tatsächlich ohne größere Hindernisse ein. Doch so richtig auf Touren kommt die Nummer nicht. Die Strophen versacken ein wenig in ihrer eigenen Lässigkeit, da kann auch ein ohrwurmiger Refrain nichts mehr retten.
Macht aber auch wenig, denn "Pro*whoa" mag davon sowieso nichts hören. Zu versteift auf seinen eigenen Sound schickt es zu Beginn "Never wanna c u again" in die Runde. Ein paar Drums huschen über die Bühne, ein paar elektronische Spielereien wiegeln sich auf. Nikka Costa wird in diesem Soundkorsett ebenfalls austauschbar, da sie ihre Stimme kaum noch in den Vordergrund bekommt. Seicht leiern dann Tracks wie "Everybody loves you when you're dead" vor sich hin. Das Stampfen versackt knietief im Beatsumpf. Es fehlt der Schweiß an solchen Stellen, der bis auf den Grund der Tracks tropft. Kleider machen eben Leute, und so hat sich Nikka Costa voll einspannen lassen. Am Ende pummelt "Chase the thrill" noch halbwegs passabel über die Fünf-Minuten-Marke, bleibt aber doch nur die einzige Aufälligkeit unter den Beatlosen. Schon davor trat "Head first" nur ein wenig in die Gänge. Künstlich lagert die Dynamik auf solchen Tracks und muss ausgeblendet werden, um manche Stellen noch abzubrennen. Das Können von Costa schimmert durch, aber es muss gesucht werden unter dem Wust an Elektronik, der auf "Pro*whoa" abgeladen wurde.
"Pro*whoa" ist kein mieses, sondern nur ein knapp unterdurchschnittliches Album, aber gemessen an den Erwartungen doch eine Enttäuschung. Es steht leider viel durchschnittliche Second-Hand-Ware im Regal. Am meisten schmerzt, dass "Pro*whoa" so jeglicher Groove und Funk abgeht. Nikka Costa geht konsequent ihren Weg mit diesem Album, doch Stücke wie "Nylons in a rip" reißen leider auch nicht mehr viel, wenn sie bis auf ein paar lahme Beats nicht aus den Puschen kommen. "Song for stadiums" verkümmert unter seinem Gepumpe und schrammt so ohne jede Idee am Kollaps vorbei. Auch die Rhymes von Costa sorgen da eher für Schamesröte als Innovation. Es fehlt der Druck und die Dynamik, die mancher Lässigkeit brechen würde. Der Sound verkümmert zu oft zum Selbstzweck, kommt nicht auf den Punkt, sondern drückt sich einfallslos vor seinen Pointen. Das Konzept könnte laufen, die Klamotte passen, wenn da nur mit etwas mehr Liebe zum Details gearbeitet worden wäre. Aber da steckt ja bekanntlich der Teufel. Und Designer-Klamotten sind so was von 2008.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Radio
Tracklist
- Pro*whoa
- Never wanna c u again
- Head first
- Nylons in a rip
- Not the only one
- Everybody loves you when you're dead
- Ching Ching Ching
- Stuff
- Songs for stadiums
- Radio
- Chase the thrill
Referenzen
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