Talib Kweli - Gutter rainbows

Duck Down / Groove Attack
VÖ: 28.01.2011
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

The beatless

Am Ende bleibt wenigstens das Wetter. Oft laufen Konversationen ins Leere, und die Dinge wollen so gar nicht auf eine Wellenlänge - aber selbst dann bieten Wolken und Sonnenschein noch genug Stoff, um den Mund voll zu nehmen. Talib Kweli hatte schon auf "Eardrum" nicht die besten Einfälle, um dem Hörer ins Gewissen zu reden, auch ein Feature von Justin Timberlake ließ mehr Fragezeichen als Messages zurück. Doch auf seinem fünften Album schiebt Kweli nun erst einmal die Wolken zur Seite. So führt "After the rain" mit seinem stumpfen Rhythmus als rudimentäres Intro in den Titeltrack. "I'm bringing the passion back", verspricht er da über einem tighten Beat, der sich den Rücken von einer entfernten Percussion kraulen lässt. Sein Flow sitzt besser denn je auf dem Track - Talib weiß eben immer noch, wie es geht. Geklotzt, nicht gekleckert.

Doch was sich mit vollem Selbstbewusstsein ankündigt, zieht sich dann doch zu schnell wieder die Decke über den Kopf. "So low" baut als Ausläufer gleich ein paar Etagen tiefer. Dass sich die erste Hälfte selbst versenkt, liegt jedoch weniger an Kweli. Der macht seinen Job gewissenhaft und stempelt überpünktlich. Seine Lyrics bleiben zwar überraschungsarm und halten sich artig im Rhythmus und Schema, laufen aber wie geschmiert und sind immer noch gut. Sean Price geht als Feature so weit noch in Ordnung, auch wenn er kaum auffällt. Das schmusige R'n'B-Gebalze von Nigel Hall geht einem da wesentlich mehr auf den Keks. Doch es liegt nicht an den zumindest soliden Features, sondern daran, dass "Gutter rainbows" in der ersten Hälfte einfach die Beats fehlen. "I'm on one" ist etwa so aufregend wie eine Schildkröte beim Vollzug des Fortpflanzungsakts. Erst "Cold rain" reißt es dann endlich wieder raus, denn Producer Ski Beatz legt einen Gospel-Vibe unter die Takte, der selbst so manches Nonnenhöschen feucht werden lässt. Die Hookline fügt sich perfekt ein, und Kweli fordert sich endlich einmal wieder selbst. Der Regen kommt gerade richtig, und in der Wüste sprießen auf einmal wieder tighte Tracks.

Danach wird aus trocken wieder knochentrocken und aus kalt eisig. Jean Grae krallt sich den dopesten Beat, den Oh No beigesteuert hat, und lässt ein paar der spannendsten Zeilen fallen, die "Gutter rainbows" zu bieten hat, nachdem schon "Tater tot" tiefer in der Substanz bohrte und mit seinen Streichern in die dunkelste Ecke zog. Überhaupt steckt in den letzten sechs Tracks mehr Abwechslung als in manchen abgeschlossenen Diskographien. Der scharf wackelnde Sound von "How you love me" sticht mal eben das stumpfe "Mr. International" aus, und auch der Jazz-Groove von "Self savior" wickelt sich perfekt um Kwelis Rhymes. Doch auch nach mehrmaligem Hören fügen sich beide Hälften nicht zu einem gemeinsamen Flow zusammen. In seinen ersten Momenten gibt "Gutter rainbows" den Flokati und zerfranst sich zu sehr in seinem Wunsch, zu gefallen. Doch dann geht diese Platte doch noch zusammen und haut seine Kopfnicker raus. Den Topf voll Gold gibt es eben auch bei Kweli erst am Ende des Regenbogens.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Gutter rainbows
  • Cold rain
  • Uh oh (feat. Jean Grae)

Tracklist

  1. After the rain
  2. Gutter rainbows
  3. So low
  4. Palookas (feat. Sean Price)
  5. Mr. International (feat. Nigel Hall)
  6. I'm on one
  7. Wait for you (feat. Kendra Ross)
  8. Ain't waiting (feat. Outasight)
  9. Cold rain
  10. Friends & family
  11. Tater tot
  12. How you love me (feat. Blaq Toven)
  13. Uh oh (feat. Jean Grae)
  14. Self savior (feat. Chace Infinite)
Gesamtspielzeit: 41:35 min

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