Marianne Faithfull - Horses and high heels

Naive / Indigo
VÖ: 28.01.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

A lady of a certain age

Die Grande Dame der britischen Popmusik meldet sich zurück und verbindet auf ihrem neuen Album wie eh und je Eleganz und Starrsinn. Stilvolle Nähe und charmante Unnahbarkeit gehen bei Marianne Faithfull die perfekte Symbiose ein, ebenso wie das Poetische und das Autobiographische. Dabei verhält sich die 64-jährige mit den österreichisch-ungarischen Wurzeln einfach nur wie immer. Ihre raue Stimme und die stets zur Arroganz neigende Darbietung können den unbedarften Hörer zwar vor große Herausforderungen stellen, doch wer diese harte Schale durchbrochen hat, wird den weichen Kern erkennen und die wunderschönen Melodien wahrnehmen, von denen es hier unzählige gibt. Seit "As tears go by", das ihr die Rolling Stones im Jahr 1964 schrieben, können hier wieder gelegentlich ein paar Tränen fließen.

Wie es bei Mrs. Faithfull selbstverständlich ist, zieht sie sich nur die besten Songwriter an Land, die ihr die Lieder gleich ganz schreiben oder für den nötigen Feinschliff sorgen. Auf "Horses and high heels" ist unter anderem der ehemalige Afghan-Whigs-Mastermind Greg Dulli mit von der Partie, der für den düster-melancholischen Balladen-Opener "The stations" verantwortlich zeichnet. Mit Geige, Cello und 12-String-Gitarre, wie es sich für eine Dame von Welt geziemt, und mit allem, was in der gehobenen Gesellschaft dazugehört. Und das hohe Niveau und die hinreißende Opulenz werden über die gesamten 13 Stücke ohne eine einzige Ausnahme gehalten.

Überhaupt wirkt "Horses and high heels" im Vergleich zum letzten, teils ausufernden Doppelalbum "Easy come, easy go" erstaunlich rund. Sowohl das an der Kitschgrenze balancierende "Love song" als auch der herzerweichende, aber durchaus bissige Titeltrack fügen sich außerordentlich gut in den Songzyklus ein. Dazu gibt Faithfull die zynische Zeitzeugin: "If terror comes without a warning / When I lived in the city of darkness / It suited my face and my tears." Und mit den rockigeren und bluesigen Parts stand sie bekanntlich noch nie auf Kriegsfuß: In "No reason" werden die Streicher einmal ausgespart, so dass Gitarre, Drums und Bass die Szenerie bestimmen.

Das anschließende "Prussian blue", ein Lobgesang auf Faithfulls einstiges Leben in Paris, ist dann einer der vier Songs, die sie in Zusammenarbeit mit Doug Pettibone für dieses Album geschrieben hat - und auch dem folkigen "Why did we have to part", "Eternity" und dem Titeltrack kommt hier eine Schlüsselrolle zu. Die Kombination aus Eigen- und Fremdkomposition ist somit erneut bestens gelungen. Dass dies zum wiederholten Male gutgeht, ist ein Verdienst von Faithfulls sorgsamer Auswahl an Songs und üppigen Arrangements. Ersteres kannte man ja schon von ihrem unbestritten besten Album, dem vielzitierten Klassiker "Broken english" - Letzteres ist ein relatives Novum, das "Horses and high heels" zu einem schönen Alterswerk macht. Selbst für Hörer, die Faithfull bislang weniger zugetan waren.

(Carsten Rehbein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The stations
  • Why did we have to part
  • Horses and high heels
  • The old house

Tracklist

  1. The stations
  2. Why did we have to part
  3. That's how every empire falls
  4. No reason
  5. Prussian blue
  6. Love song
  7. Gee baby
  8. Goin' back
  9. Past present and future
  10. Horses and high heels
  11. Back in baby's arms
  12. Eternity
  13. The old house
Gesamtspielzeit: 52:19 min

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