Paramount Styles - Heaven's alright

Cycle / Konkurrent / Cargo
VÖ: 07.01.2011
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Ein Malzbier, bitte

Bisher war das größte Problem von Paramount Styles zugleich ihre größte Stärke: Das Projekt von Girls-Against-Boys-Sänger/Gitarrist Scott McCloud verhob sich hörbar an dessen tiefem, kratzigem und mehr als eigensinnigem Timbre, das nicht wirklich zur abgespeckten Musik passen wollte. Zumal McCloud auch noch sein nicht eben exorbitantes Notenspektrum eigenbrötlerisch beibehielt. Auch auf "Heaven's alright" erzählt er seine Texte lieber, statt sie mit Zeter und Mordio in Szene zu setzen. Geht mal eine Note rauf oder runter, das war es dann aber auch. Andererseits verlieh eben diese spürbare Anti-Emphase von Stimme und Wort bisher nicht nur McClouds Organ seine Wirkung, sondern erschuf auch das kongeniale Gegen-Tempo zum stets explosionswilligen Funk, Noise und Rock von Girls Against Boys. "Duduu, duduu - lesson one / Duduu, duduu - lesson two / Go be delighted", schnurrte und schnarrte diese Joe Cool gewordene Stimme einst auf dem Klassiker "Venus luxure No. 1 baby" der damaligen Sexiest Band Alive. Heutzutage ist das nicht mehr ganz so einfach.

"Heaven's alright" schüttelt das Bett für McCloud allerdings wesentlich luftiger auf als der doch sehr verkniffen dreinguckende Vorgänger "Failure American style". Das große Plus dieser Platte ist unter anderem ein Balladenbündel, das die zweite Albumhälfte ebenso dominiert wie den Gesamteindruck entspannt. Dabei muss es gar nicht immer derart stimmungsvoll zugehen wie beim von einem unwiderstehlich perlenden Klavier in Schunkellaune gebrachten "Steal your life" oder dem auf dem Fuß folgenden "The girls of Prague", das aus scharf achtelnden Akustikgitarren, Cello und Tom-Rütteln in einen zupackenden Refrain gleitet. Auch das melancholisch aufspielende Mini-Melodeichen von "Stay alive" öffnet seine Harmonien passgenau und erlöst seine Interpol-Spartanik durch echt schmachtendes Wohlgefallen. "The greatest" wird zudem in die postpunkende Welt der bereits bei Girls Against Boys stets angedeuteten Psychedelic Furs gezogen, wenngleich McClouds Stimme Richard Butlers Teilzeit-Depression nach wie vor mit exorbitanter Coolness kontert.

Blieben noch die Uptempo-Rumpler "Give us the time" und "Desire is not enough", deren Altherren-Riffs McCloud nicht nur seinen ganz eigenen Zungenschlag verpasst, sondern bei zweiterem gar vergessen macht, wie sehnsüchtig hier alles auf die volle Breitseite seiner Ex-Band ausgelegt ist. Sowie das beinahe schon gitarrenpoppige "Amsterdam", das gemeinsam mit dem Opener für den eher verhaltenen Start von "Heaven's alright" sorgt, da die Songs ihr Potential nicht konsequent ausschöpfen. "White palace" macht es in dieser Richtung eindeutig besser, obwohl sich McCloud auch hier natürlich zu schade ist für den eindeutigen Hit. Recht hat er - diesmal, mit dieser Platte. Denn den Hits steht hier nicht mehr er selbst im Wege, sondern alles andere, was sich aus Sicht eines altgedienten Haudegens gegen jeglichen Populismus vortragen lässt. "Heaven's alright" ersetzt die schwachen Visionen des Vorgängers durch starken Eigensinn. Das wäre auch Joe Cool den einen oder anderen zustimmenden Kopfnicker wert.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Give us some time
  • Steal your life
  • The girls of Prague
  • Stay alive

Tracklist

  1. Take care of me
  2. Amsterdam again
  3. Give us some time
  4. Desire is not enough
  5. The greatest
  6. White palaces
  7. Steal your life
  8. The girls of Prague
  9. Stay alive
  10. Come to where you are
Gesamtspielzeit: 40:26 min

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