Kvelertak - Kvelertak
Indie / SoulfoodVÖ: 16.07.2010
Mal ehrlich
Eines der schlimmsten Attribute, mit denen der gemeine Musikkritiker so um sich werfen kann, ist wohl "ehrlich". Mal ehrlich, was soll das denn überhaupt bedeuten? Dass da hemdsärmelige Typen im Schweiße ihres Angesichts im dreckigen Mini-Studio vor ihren Verstärkern stehen und bodenständig handgemachte Songs abliefern? Total egal, wenn am Ende nur Mist dabei herauskommt und genauso wurscht, wenn das Ergebnis gefällt. Was interessiert den Hörer, ob die Band ihre Seele an Teufel verkauft hat oder sich für den Regenwald einsetzt? Was zählt, ist auf’m Album. Und bei Kvelertak heißt das: Die hauen dir ehrlich die Birne weg.
Ob der Bandname übersetzt nun "Eulenpenis" - wie manche böswillig behaupten - oder "Würgegriff" bedeutet, ist herzlich egal. Selbst, wer des Norwegischen mächtig ist, wird von den dahingekeiften Texten des Sängers Erlend Hjelvik erst mal wenig verstehen. Die Band schmettert sich wahlweise mit Rock’n’Roll-infiziertem Death Metal oder todesmetallisch angestrichenem Thrash-Punk durch die elf Songs, dass man entweder nach der zweiten Schreiattacke ausschaltet oder fröhlich den Kopf im Takt der Blastbeats gegen die nächstgelegene Mauer hämmert. Langsam ist nicht, Pausen sind für Teetrinker, und auf schnörkeliges Gitarrengewichse verzichten Kvelertak auch meist.
Was übrigbleibt, ist kaum mehr als das Gerippe aller härteren Arten der Rockmusik und kaum weniger als der maximal mögliche Lärm pro Zeiteinheit. Die ersten 15 Sekunden von "Ulvetid" könnten ein schneller Motörhead- oder Turbonegro-Song sein - dann drückt die Band das Gaspedal durch. Dabei behalten Kvelertak aber ihre Hüften in Bewegung und ziehen groovende Riffs stumpfem Geschredder vor. Selten war Death Metal so kurz davor, sexy zu sein. "Fossegrim" spielt sich zum Teil gar auf wie der tollwütige Bruder eines Wolfmother-Songs. "Blodtørst" wird seinem Namen schnell gerecht, verteilt das Blut allerdings zumindest in Sichtweite der Tanzfläche. Zudem ist der Song ein Musterbeispiel für die kreative Ineinanderschachtelung all der Teile, die sich mit gutem Willen als Strophen und Refrains identifizieren lassen.
Mit ihrer Mischung aus Eingängigkeit und norwegischer Härte setzen sich Kvelertak zischen alle Stühle. Glücklicherweise sind ihre Hintern groß genug, sodass die Band damit nicht auf selbige fällt. Der Balanceakt funktioniert in allen elf Songs und erstaunlicherweise am besten, wenn die Band wie in "Liktorn" oder "Sultans of satan" neben genannten Genres auch noch ein paar Kyuss-, und Deep-Purple-Verweise und einen trinkfesten Männerchor mit in die Waagschale wirft. Also: keine Angst vor dem Würgegriff des Eulenpenis. Ganz ehrlich.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fossegrim
- Blodtørst
- Liktorn
Tracklist
- Ulvetid
- Mjød
- Fossegrim
- Blodtørst
- Offernatt
- Sjøhyenar (Havets herrer)
- Sultans of satan
- Nekroskop
- Liktorn
- Ordsmedar av rang
- Utrydd dei svake
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