Regina Spektor - Live in London
Sire / WarnerVÖ: 26.11.2010
Deine blauen Augen
Regina Spektor ist eine geborene Entertainerin. Mit großem Herz und viel Lippenstift spielt Regina Spektor ihre Shows, die wunderbar unperfekt inszeniert wurden. Zweiteres bleibt bei einer Audio-CD auf der Strecke, aber "Live in London" enthält ja auch eine DVD, und alleine ersteres rechtfertigt ohnehin schon ein Livealbum. Die Besonderheit ist hier die Tatsache, dass eben nicht ein makelloser Auftritt präsentiert wird, sondern kleine Patzer herzlich willkommen sind. So macht dann auch die Rezeption eines Live-Dokuments mal wieder Freude. Oder, um ein abgegriffenes Schlagwort zu bemühen: Authentizität ist die halbe Miete für einen gelungenen Gig.
Die russischstämmige US-Amerikanerin Spektor war 2009 anlässlich ihres letzten Albums "Far" also auf großer Tournee, spielte fließig Shows und wählte für ihr Live-Album den Auftritt im Londoner Hammersmith Apollo Theatre. Dabei scheut sich die zerbrechliche Pianistin nicht vor selbstironischen Einlagen, im tippelnden "Folding chair" imitiert sie dann schon einmal einen Delfin - und das ist dann schon wirklich süß und putzig und niedlich. Ihre Version des blumigen Mädchenpops, den Kate Nash und Konsorten unlängst perfektionierten, ist augenzwinkernd, verschwurbelt und dabei immer so herzverfettend kitschig, dass sämtliche Alarmglocken schrillen sollten. Doch Spektor wäre nicht Spektor, wenn unter der extradicken Schicht Zuckerglasur nicht umwerfende Pop-Songs stecken würden. Auch live überzeugen vor allem die bekannten und beliebten Gassenhauer: Das gen Himmel strebende "Eet", das verspielte "Folding chair" und selbstredend auch die Klassiker "Samson" und "Us" gehören live zu den zartesten Versuchungen der Anti-Folk-Bewegung.
Besonderer Höhepunkt des Live-Albums ist das Disney-hafte "Hotel song", ein Lied über Orkas und Eulen, Taschen voller Kokain und schicke Kleider: Die Welt einer erwachsen gewordenen Märchenprinzessin, die mit dem Herz der Vergangenheit nachhängt, deren leuchtend blaue Augen hingegen längst die Verlockungen der Zukunft erblicken. Ihr eigenes Geheimnis wird indes bleiben, warum der Übersong "Better" nicht vertreten ist, der durchaus eine kleine, aber klaffende Wunde hinterlässt. Darüber kann selbst ein neues Stück wie der wild-holpernde Country-Song "Love, you're a whore" nicht hinwegtäuschen. Regina Spektor trägt gerne dick auf, und wenn man das weiß und lernt damit umzugehen, überzeugt "Live in London" sowohl auf CD als auch visuell auf voller Länge. Gerade weil sie trotz aller Affektiertheit die Imperfektion nicht scheut. Die DVD ist Daniel Cho gewidmet, Spektors Cellist, der dieses Jahr im Genfersee ertrank. Regina Spektor spielte diesem Umstand zum Trotz weiter Konzerte: Diese Frau brennt für Musik. Brennt für Konzerte. Wir brennen mit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Eet
- Folding chair
- Laughing with
- Hotel song
- Us
Tracklist
- CD 1
- On the radio
- Eet
- Folding chair
- Sailor song
- Blue lips
- Après moi
- Dance anthem of the 80's
- Silly eye-color generalizations
- Bobbing for apples
- Wallet
- Ode to divorce
- That time
- The calculation
- Machine
- Laughing with
- Man of a thousand faces
- Hotel song
- Us
- Fidelity
- Samson
- The call
- Love, you're a whore
- DVD 1
- Introduction
- On the radio
- Eet
- Laughing with
- Folding chair
- Après moi
- Blue lips
- Machine
- Dance anthem of the 80's
- Silly eye-color generalizations
- Wallet
- The calculation
- Man of a thousand faces
- That time
- Hotel song
- Sailor song
- Us
- Fidelity
- Samson
- Credits
- Bobbing for apples
- Ode to divorc
- The call
- Love, you're a whore
- Soundcheck
- To Daniel Cho
Referenzen
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