Cradle Of Filth - Darkly, darkly, Venus Aversa

Peaceville / Edel
VÖ: 29.10.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Keine Ta Buhs

Das Schöne an einem Konzeptalbum von Cradle Of Filth ist ja: Im Grunde genommen ist es völlig egal. Denn um die Lyrik von Dani Filth auch nur ansatzweise zu begreifen, braucht es bereits bei "normalen" Alben das ein oder andere Semester Philosophie oder Literaturwissenschaften. Wer nun also die geschichtlichen und mythologischen Hintergründe von Lilith, Kernfigur des Konzepts um "Darkly, darkly, Venus Aversa" ergründen möchte, darf es sich gerne in der nächsten Bibliothek bequem machen. Für die nächsten etwa zwei Jahre.

Ob die Dame nun die erste Ehefrau Adams war oder aber ein Luftwesen, sei also dem gepflegten Quellenstudium überlassen. Auf jeden Fall wird sie mit "The cult of Venus Aversa" gar donnerkrachend eingeführt. Selten haben die Briten in der jüngeren Vergangenheit ein derartiges Tempo angeschlagen. Auch das bisweilen räudig riffende "One foul step from the abyss" und erst recht das brutalst heruntergeknüppelte "The nun with the astral habit" zeigen die hohe, alte Schule des Black Metal. Und hinterlassen einen vor Geschwindigkeit und Dichte nach Luft ringenden Hörer.

Die Atempause kommt erst mit "The persecution song", dessen orchestrale Wucht üblicherweise bei Dimmu Borgir anzusiedeln wäre. Im Unterschied zu den Norwegern breitet Dani Filth allerdings die Arme nicht zum Bombast aus, sondern bleibt latent bedrohlich und provozierend. Dass die geschminkten Augen dennoch zwinkern, zeigt beispielsweise das mittlerweile legendäre Bandshirt mit dem Aufdruck "Jesus is a cunt". Blöd nur, dass sich deswegen im ach so aufgeklärten Australien mal wieder ein Fan vor dem Kadi verantworten darf.

Zur Provokation gehört es traditionell natürlich auch, sich einen Dreck um Genre-Konventionen zu kümmern. Nicht, dass die Szenepolizei nicht schon längst das Urteil "kein Black Metal" gesprochen hätte. Dani Filth lässt allerdings auch keine Gelegenheit aus, diesen Konventionen ins Gesicht zu spucken. Warum sonst beginnt "Forgive me father (I have sinned)" derart düsterrockig, als tauchte gleich Andrew Eldritch am Mikro auf? Von Tabuthemen wie Spielfreude, die Cradle Of Filth hier auszeichnen, einmal ganz abgesehen. Insofern passt es ins Bild einer Band, die sich selbst am wenigsten Ernst nimmt, dass "Venus aversa" im 19. Jahrhundert eine Metapher für Analsex war. Für'n Arsch ist "Darkly, darkly, Venus Aversa" jedenfalls nicht. Ganz im Gegenteil.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The cult of Venus Aversa
  • The nun with the astral habit
  • The persecution song
  • Forgive me father (I have sinned)

Tracklist

  1. The cult of Venus Aversa
  2. One foul step from the abyss
  3. The nun with the astral habit
  4. Retreat of the sacred heart
  5. The persecution song
  6. Deceiving eyes
  7. Lilith immaculate
  8. The spawn of love and war
  9. Harlot on a pedestal
  10. Forgive me father (I have sinned)
  11. Beyond eleventh hour
Gesamtspielzeit: 62:41 min

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