Adai - We are all dead

Make My Day / Al!ve
VÖ: 26.11.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Schmerz an Schmerz

Es bringt ja alles nichts. Natürlich könnten Fans Genesungs-Karten in Richtung Dallas schicken. Natürlich könnten Freunde die Musiker dieser Band in den Arm nehmen. Und natürlich könnte man dieser Band Adai an genau dieser Stelle sagen: "Alles wird gut!" Aber es würde sie vermutlich nicht trösten. Vor allem würde nichts von alldem diese bemerkenswerte Platte hier wieder ungeschehen machen. Eigentlich ganz gut so, dass zumindest das so ist.

Zugegeben, als Festtags-Soundtrack für chronisch depressive Single-Frauen sollte man es nicht mal auf Rezept verschreiben, dieses Album. Zehn Songs sind auf ihm drauf, die in zwei bis acht Minuten jeden Dezemberabend noch ein bisschen dunkler machen. "A mark of ownership" heißt der vierte jener Songs, und man könnte pünktlich zum Losheulen seiner Gitarre glatt auf die Idee kommen, es ihr gleichzutun. Dass dieses Album "We are all dead" genannt werden möchte, kann je nach Fetisch also als Warnung oder Empfehlung verstanden werden.

Adai sind die Überreste einer Postcore-Band. Überreste deshalb, weil Adai mal zu viert waren. Irgendwann. Aber bis hierhin auf dieses Album haben es nur Sänger und Gitarrist Devin Mendozza und Schlagzeuger Justin Trujillo geschafft. Man hört es ihrem Album gar nicht an, dass sein gesamtes Lebendgewicht lediglich von zwei Instrumenten geschleppt wird. Was immer die Band Adai so zerrissen hat, dass sie nur noch ein Rumpf dessen ist, was sie mal gewesen sein mag: Es müsste schmerzhaft gewesen sein. Kein Takt steht hier mehr auf dem anderen, aus keinem Ton klingt Hoffnung. Adai sind der bis zur Unkenntlichkeit verkrüppelte Rest einer Band – und strampeln, schreien und spielen ums Überleben. Ein Glücksfall, wenn schon nicht für die Verbliebenen, so zumindest für all die Hörer, die mutig genug sind, jetzt auf einen "Bestellen"-Link zu klicken.

Ein Schlagzeuger, der in wilden Momenten gegen seine Bass-Drum trampelt, als würde ihm jemand gerade die Luft abdrehen, eine Gitarre, die heult, wie abgestochen – "And termination" ist alles. Nur kein Zuckerschlecken. Das meiste in all den anderen Songs auf "We are all dead" passiert an Instrumenten, die jedes Stück auf dieser Platte verschleppen, wie sich das sonst vielleicht noch Drone-Bands trauen. Und wenn sich Sänger Devin Mendozza doch mal traut, zu "singen", knurrt er wie einer, der gerade wieder aus seiner Gruft geschlichen kommt. Postcore, posttraumatisch.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • And termination
  • Graves

Tracklist

  1. The march...
  2. And termination
  3. Home
  4. A mark of ownership
  5. Hawkins
  6. Trigger
  7. Powder
  8. Ammunition
  9. Bodies
  10. Graves
Gesamtspielzeit: 43:56 min