Loreena McKennitt - The wind that shakes the barley

Quinlan Road / Edel / Universal
VÖ: 12.11.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Älter als die Zeit

Loreena McKennitt hat es nicht eilig. Sie lässt sich gerne Zeit für ihre Musik, weil auch ihre Musik alle Zeit der Welt hat. Sie beschäftigt sich mit den Wurzeln ihrer Kultur und stieß dabei auf immer weiter verstreute Saaten, die die Kelten nach dem Untergang ihres Volkes in aller Welt verteilten. Davon kündete vor vier Jahren "An ancient muse", und auch die Kompilation "A Mediterranean odyssey" spürte keltischen Einflüssen bis ins Morgenland nach. McKennitts neues Album dreht nun den Kompass wieder zurück in die ferne Heimat der Kanadierin: Auf "The wind that shakes the barley" zelebriert sie den irischen und schottischen Folk, mit dem sie vor 25 Jahren begann.

Für eine einzige dieser neun Besinnlichkeiten schuf McKennitt neue Musik, der Rest ist überliefert. Auch die Verse entstammen alten und ältesten Quellen: "Down by the Sally gardens" stammt vom großen schottischen Poeten William Butler Yeats, und das Titelstück verfasste einst der irsche Folk-Forscher Robert Dwyer Joyce. Wer jetzt aber abgedroschene Klischees erwartet, kennt McKennitt schlecht. "The wind that shakes the barley" bettet McKennitts kristallklare Stimme auf traditionsbewussten, aber nicht traditionellen Arrangements. Und statt mit hemdsärmeligem Umtata zu Stout und Whiskey aufzuspielen, entschleunigt sie die alten Weisen. Das schenkt ihnen neues Leben.

Nur das eröffnende "As I roved out" nimmt Schwung auf und jodelt ein wenig zu Mandola und Bodhran. Yeats' schon 1889 als "An old song re-sung" veröffentlichtes Poem hingegen schleicht in tiefer Trauer am Dudelsack vorbei. "The wind that shakes the barley" wird zur trübsinnigen Moritat, und selbst das lebensfrohe "The star of the county down" erlaubt sich nur sanftes Klöppeln. Dafür flötet "Brian Boru's march" dermaßen rustikal über grüne Wiesen hinweg, dass der Hörer sich im Auenland wähnt und schon nach Hobbits fahnden will. Auch das neue "The emigration tunes", mit der McKennitt an die große Hungersnot gemahnt, vor der unzählige Iren Mitte des 19. Jahrhunderts nach Übersee flüchteten. Stets wirken ihre Songs, als hätte man sie bereits vor Urzeiten auf Marktplätzen und bei Ritterspielen genau so aufgeführt. Das ist keine Koketterie wie bei zum Krawall neigenden Schalmeienkaspern à la Subway To Sally. McKennitt gelingt mit den behutsamen, ja geradezu friedvollen Rekonstruktionen auf "The wind that shakes the barley" etwas viel Wertvolleres: aufrichtige Verehrung.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • As I roved out
  • Brian Bonu's march
  • The star of the county down
  • The death of Queen Jane

Tracklist

  1. As I roved out
  2. On a bright May morning
  3. Brian Boru's march
  4. Down by the Sally gardens
  5. The star of the county down
  6. The wind that shakes the barley
  7. The death of Queen Jane
  8. The emigration tunes
  9. The parting glass
Gesamtspielzeit: 45:11 min

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