
Duffy - Endlessly
Polydor / UniversalVÖ: 26.11.2010
Offen und ehrlich
Im Hause Hammond läuft der Fernseher sehr häufig. Der Junge Albert Hammond jr. ist aus dem Haus und versucht nach Solo-Ausflügen, noch einmal ein Album mit The Strokes zu veröffentlichen. Der Senior Albert Hammond selbst hat in den 70ern genug geleistet, um von den Tantiemen aus "It never rains in Southern California", "The free electric band" oder etlichen, in den Jahren folgenden Songwriter-Credits mit 66 Jahren den vergnüglichen Lebensabend einzuläuten. Wäre da nicht zum einen die stete Unruhe, die ihn zu einem neuen eigenen mit überwiegend alten Songs Album hinriss. Und zum anderen das Fernsehen. Hammonds Frau war es, die Albert abends vor die Flimmerkiste zitierte, als dieses Mädchen sang und wie eine Schwarze klang: Aimee Ann Duffy. Einige Treffen später hatte die Waliserin einen Produzenten für ihr neues Album. Duffy ließ sich wieder durch Zufälle leiten und kam so beiläufig mit Personen zusammen, die mit ihren einen Teil der musikalischen Reise gehen. So wie Albert Hammond. Oder The Roots.
Hammond hatte da eine tolle Live-Band im Fernsehen gesehen, namentlich The Roots. Wiederum einige nervöse Duffy-Anrufe später spielten die US-Hip-Hopper "Endlessly" ein, was dem Album vor allen Dingen in der ersten Hälfte gut zu Gesicht steht. Der Soul von "Rockferry" wird um Funk, Disco und tanzbaren Soul erweitert. Der Opener "My boy" lebt von der dominanten Basslinie, blendet zum Start verdienten Applaus ein und zeigt eine Seite, die Duffy bis dato verbarg. Es ist die beschwingte Tanzmarie, die mehr noch als bei "Mercy" Problemen mit Offenheit und Leichtigkeit entgegnet und in "Keeping my baby" zu gedämpften Bläsern mit Gladys Knight im Stroboskopenstrahl eines Motown-Ablegers entschwindet. Aus dem nölig-schrillen Auftakt in "Well, well, well" machen Duffy und The Roots eine clever-beschleunigte Version des Dawn-Penn-Beats aus "No, no, no". "Lovestruck" verbrennt sich unterdessen bei der negierten Haltung zu Dance-Pop mehrfach fast die Finger.
Das leicht käsige "Too hurt to dance" knüpft dann Bande zum balladesken Teil auf "Endlessly". "Please Mr. DJ won't you turn the music down / Why can't you understand / I'm too hurt to dance, tonight", fleht Duffy um Ruhe im Schmerz. Die Tanzmarie hält inne. So wie bei ihrer einsamen, tränenreichen Fahrt auf der Rückbank eines Autos im Video zu "Warwick avenue" oder auch dem zerrüttenden "Stepping stone". Diese Momente, wo aus coolen Männern emotionale Auffangstationen werden, gehen dem Nachfolger-Album immer wieder in überproportionierter Orchestrierung abhanden und flackern etwa im Vinylknistern des Titeltracks auf. Die kraftvolle Expressivität bröckelt ab und an, etwa beim planierraupigen Perfektionismus in "Hard for the heart". Der Anziehungskraft werden Beinchen gestellt, Duffy gerät ins Straucheln, fällt aber nicht. In Siebenmeilenstiefeln ist noch niemand driekt losgerannt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- My boy
- Well, well, well
- Endlessly
Tracklist
- My boy
- Too hurt to dance
- Keeping my baby
- Well, well, well
- Don't forsake me
- Endlessly
- Breath away
- Lovestruck
- Girl
- Hard for the heart
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