Underoath - Ø (Disambiguation)

Roadrunner / Universal
VÖ: 19.11.2010
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Fast gut

Zu Hause bei Underoath geht es zu wie in einem Taubenschlag. Wenn alle Bandmitglieder dieser Band mal aneinanderrasseln, machen sie manchmal mehr Radau, als in die ausgenudelte Screamo-Vokabel eigentlich reinpassen dürfte. Schon immer schrien und sangen sich Underoath den Frust in ihren Songs von der Leber. Und trotzdem steht bei Underoath unter dem Strich eine Bilanz, neben der der größte Swingerclub Berlins wie ein Verein für Treue in der Partnerschaft wirken muss. In Zahlen ausgedrückt liest sich das so: Alben: jetzt sieben. Zerdepperte Drumkits: so manches. Fans: unendlich. Verbliebene Gründungsmitglieder: null! Denn mit Aaron Gillespie sagte kürzlich der letzte der damals jungen Rabauken servus, die sich diesen Bandnamen schweinegeil gesoffen hatten.

Eigentlich hätte spätestens dies längst die Abschiedsplatte sein müssen, auf ein altes Label mit B-Seiten, B-Songs und dem Vertrauen auf die Unverbesserlichkeit des Für-alles-Geldrausschmeißers noch einmal zur Kasse bittet. Wer denkt, das sei wie Simon & Garfunkel ohne Simon & Garfunkel, ist nicht mal nahe dran. Aber der Name machts. Und: Obwohl die Personalfluktuation in dieser Band die des 1. FC Köln bei Weitem übertrifft, sind Underoath noch nie so richtig in die Zweitklassigkeit abgestiegen. Irgendwie ist's noch immer gut gegangen. Irgendwie.

Natürlich, ganz egal, wer da gerade wen verbrüllte: Underoath waren nie Vorreiter, Querdenker, Trendsetter in ihrer Sparte, wie es Poison The Well, Converge oder Blacklisted sind oder waren. Und obwohl sie pünktlich zu ihrer "Ø (Disambiguation)"-Platte ein neues Label zur Hand haben und eine Taskforce pro künstlerischem Freigeist gegründet haben müssen, ist auch sie bloß ein ordentliches Posthardcore-Album geworden. Keines, dem Nicht-Fanboys via Amazon fünf von fünf Sternen schenken, aber auch keines, das in Internet-Musikrezensionen abgewatscht gehört. Und hier schon gar nicht.

Schalgzeugsalven, so kräftig wie die Oberarme von Chuck Norris plus Riffs, so roh wie frisch vom Metzger plus eine Produktion so fett wie eine Weihnachtsgans – alleine schon, wie Underoath die Lautstärke dieser Platte anheizen, täuscht fast darüber hinweg, wie viel Mittelmaß in manchem Song hinter dem Getöse steckt. "In division" ist Post-Hardcore, fast so wütend, dass er eher in Therapie statt auf dieses Album gehört. Und "Illuminator" ist fast so brachial wie ein Überbleibsel der vorvorletzten Poison-The-Well-Platte. Das Wörtchen "fast" begleitet das "Ø (Disambiguation)"-Album, als habe es ihm jemand als Leitmotiv auf der ersten Seite eingeklebt. Immer wieder lösen sich Underoath fast von der Dramaturgie, die sie fast immer über immergleiche Laut-Leise-Formeln herleiten. Immer wieder klingt da fast eine Band durch, die fast mehr sein könnte als eine fast gute Post-Hardcore-Band mit fast zu vielen Fans. Fast alles beim Alten also. Außer der Geschichte mit dem Personal.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • In division
  • In completion

Tracklist

  1. In division
  2. Catch myself catching myself
  3. Paper lung
  4. Illuminator
  5. Driftwood
  6. A divine eradication
  7. Who will guard the guardians?
  8. Reversal
  9. Vacant mouth
  10. My deterioating decline
  11. In completion
Gesamtspielzeit: 38:25 min

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