Stereolab - Not music

Duophonic UHF / PIAS / Rough Trade
VÖ: 12.11.2010
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Der Kürschatten

Alles der Reihe nach. Anfang und Ende, A und B, Alpha und Omega. Erst der Rock, dann das Post, die Pflicht und die Kür. Und nun? Stereolab, die zwölfte. Die Briten melden sich hiermit nicht etwa unerwartet aus ihrer 2009 angekündigten Pause zurück, sondern hatten von Aufnahmen aus dem Jahr 2007 noch ein paar Tracks übrig. Der eine Teil wurde auf "Chemical chords" unter Dach und Fach gebracht, der Rest kommt nun auf "Not music". Seit mittlerweile zwanzig Jahren gibt es aus dem Stall von Stereolab verpeilte und dröge Dinger zu hören, die sich so gar nicht in irgendwelche Schubladen stecken lassen wollen. Musik für Kreative und solche, die es gerne wären. Dabei beging die Band jedoch nie den Fehler, Anspruch über Melodie zu stellen. Nun weckt "Not music" als Titel einer Platte schon allerlei abstruse Erwartungen, welcher verweigernde Stinkefinger einem da wohl in den Gehörgang gerammt wird. Doch statt dessen gibt es hier Wohlklang in seiner schläfrigsten Form. Stereolab spielen mit ein paar Loops und improvisierten Fetzen herum, wenige Akzente dürfen sich als Setzlinge breit machen, bevor schließlich die Stimme drübergelegt wird.

Das liest sich nicht nur betont leicht, es hört sich auch so an. Schon "Everybody's weird except me" verklumpt an seinem dicken Fluss. Dann das tingelnde "Laserblast", das ebensowenig für Gefahr sorgen will. Im Hintergrund fegt ein Beat sogar den Boden. Erst "Sun demon" linst in die Büchse der Pandora, hämmert seinen Rhythmus bis ins Stammhirn und kann sich nicht ganz zwischen Schmeichelei und Rotz entscheiden. Danach löst sich das Tempo auf und lenkt die Aufmerksamkeit weg von der gähnenden Verweigerung. "Aelita" sorgt mit seinem sachten Stampfen für Abwechslung, wo schon keine mehr zu erwarten war. "Neon beanbag" versucht sich im Remix von Atlas Sound auf den letzten Metern dann an dem letzten bisschen Krach, der im Aufnahmeraum offenbar im Teppich hängengeblieben ist. Vermutlich steht die Idee dahinter, dass aus dieser Leichtigkeit die eigentliche Wucht entstehen soll. Doch es bleibt nicht viel mehr als ein Kürschatten, der durch alle Tracks geistert und den Absprung irgendwie verpasst hat. Dabei ist "Not music" keine schlechte Platte, sondern nur Geisel seines eigenen Spieltriebs.

Gerade in der ersten Hälfte bleiben zu wenige Melodien dauerhaft hängen. Da mögen die Bläser noch so gut unter die Takte von "Supha Jaianto" passen - das Klavier kitzelt nur an wenigen Stellen wirklich spannende Momente aus dem Rhythmusrückgrat, sondern ergeht sich lieber in seinen eigenen Kreisen. Es braucht einfach Zeit, um die Luftschlösser von Stereolab in dieser knappen Stunde zu fassen, denn schnell bläst der Wind auf "Not music" die Wände schief. Das Wildern in anderen Genres bringt aber keine fette Beute, und so steht am Ende der leicht blasse Pop im Raum, dem die Briten nur gelegentlich den Kopf abschlagen können, um ihn über den Kamin zu hängen. Die Pflicht ist erfüllt. Fleißpunkte gibt es für "Not music" jedoch nicht. Das kann Stereolab aber egal sein, kleben unter der Bank doch genug alte Kaugummis. Die haften auch besser. Egal wo.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sun demon
  • Neon beanbag (Atlas Sound Mix)

Tracklist

  1. Everybody's weird except me
  2. Supha Jaianto
  3. So is cardboard clouds
  4. Equivalences
  5. Lelekato sugar
  6. Silver sands
  7. Two finger symphony
  8. Delugeoisie
  9. Laserblast
  10. Sun demon
  11. Aelita
  12. Pop molecules (Molecular pop 2)
  13. Neon beanbag (Atlas Sound Mix)
Gesamtspielzeit: 56:26 min

Im Forum kommentieren

naja

2010-11-22 10:30:05

Der Rezensent ist der Band bzw. ihrer Zuhörerschaft auch nicht ganz aufgeschlossen...

Musik für Kreative und solche, die es gerne wären.

...

2010-11-22 10:15:33

Stereolab hat hier noch nie eine höhere Wertung als 6/10 erhalten (was zumindest bei der Chemical Chords verdient gewesen wäre), aber jeder blödsinnige Emo/Hipster-Hype dagegen schon.

Da fällt es mir eben schwer, irgendeine Wertungen noch ernst zu nehmen. Musik mit Substanz spielt hier scheinbar eine untergeordnete Rolle.

---

2010-11-22 10:02:18

wertungen von unterschiedlichen rezensenten so zu vergleichen ist etwas, naja, sinnlos.

...

2010-11-22 09:58:14

Nur 5/10...

Naja gut, die neue Stereolab-Platte ist eben nicht so gut, wie die neue von My Chemical Romance!

Strlb

2010-11-20 21:15:06

Schon jemand reingehört?
Wann kommt die Rezi?

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