Caitlin Rose - Own side now
Names / Rykodisc / WarnerVÖ: 17.09.2010
Nicht weit vom Stamm
Die 23-jährige Caitlin Rose aus Nashville, Tennessee, hat es nicht leicht. Denn: Ihre Mutter ist eine wahre Gelddruckmaschine. Ein kurzes Gespräch zwischen der Folk- und Countrysängerin Caitlin und ihrer Mutter Liz könnte übersetzt wie folgt ausfallen: "Hey Mom, wie ist es denn, Hits für Taylor Swift und andere Stars zu schreiben, die dafür auch noch einen Grammy erhalten?" Daraufhin Liz: "Ach Darling, Kleinkunstbühnen sind auch was Tolles, glaube es mir." - "Also ist es gar nichts Besonderes und nichts Aufregendes, Hits am laufenden Band zu produzieren?" - "Nein, nein, nichts Aufregendes." Kurze Pause. "Es ist geil, das wunderbarste auf der Welt. So, jetzt muss ich aber an die Arbeit. Du kannst doch allein auf dich aufpassen, Caitlin und Dir etwas in die Mikrowelle schieben!" - "Ja, Mom, danke Mom."
Nicht nur Liz hat schon Großartiges geleistet, sondern auch Tochter Caitlin: Die nach einem Rolling-Stones-Song benannte - und jenen Coversong enthaltende - EP "Dead flowers" kolorierte schon den letzten Herbst mit bunten Tönen. Kleider warfen ihre letzten Schatten, und Caitlin Rose überraschte, ja beeindruckte mit Country und Western, Gitarre und Tamburin. Ein Jahr später nimmt ihr Debütalbum "Own side now" den Country manchmal etwas zurück und überlässt den Folk mehr Spielräume. Das Treiben ist auch nicht mehr so bunt, dafür umso harmonischer. Was geblieben ist, sind die ganz banalen und profanen Fragen des täglichen Lebens wie im Titeltrack: "Who's gonna want me / And who's gonna take me home?" Konkrete Antworten sind meist langweilig und nicht zu erwarten. Viel Sehnsucht muss hier genügen. Das ist spannender.
"Own side now" glänzt mit countryesken Rock 'n' Roll in der Vorabsingle "Shanghai cigarettes", dessen 7" noch eines Pucks bedarf, um auf dem Plattenspieler abspielbar zu sein. Schön. Rose intoniert es im Duett mit Rayland Baxter und gibt dabei dem Alltagstrott einen richtigen Arschtritt. Das folgende "New York" macht Ryan Adams' "New York, New York" Konkurrenz um den schönsten Song über New York der letzten Jahre. Rose weiß - vielleicht von ihrer Mutter - dass man es erst geschafft hat, wenn man auf dem Broadway und in der Carnegie Hall gespielt hat. Die Schönheit und den Trubel spiegelt der Song "New York" schon wider. Es reicht bisher jedoch noch nicht für die großen Bühnen, was sich aber bald ändern könnte. Vorerst macht dieser kleine Rahmen den Charme dieses Albums aus.
Rose bleibt charmant, wenn sie New York verlässt und sich nach Nashville zurückzieht. Die Arrangements stimmen hier bis ins Detail. Ob Cello und Violine im perfekten Porch-Swing von "Spare me (Fetzer's Blues)"oder die Pedal Steel in "Things change" und im beinahe lustigen "Coming up": Die Instrumentierung ist reichhaltig, aber behutsam gewählt. "Coming up" erliegt sogar dem Jam und dem Boogie Woogie. Zudem ist es das Stück, das am ehesten schon auf die EP "Dead flowers" gepasst hätte. Das akustisch gehaltene "Sinful wishing well" fällt dann fast aus dem Rahmen. Die Zurückhaltung steht der Chanteuse jedoch genauso gut wie das Draufgängertum. All das bringt ihr berechtigte Vergleiche mit Loretta Lynn und Linda Ronstadt ein.
Nach dem Verklingen von "Own side now" könnte Mutter Liz auf Caitlin zukommen und fragen: "Sag mal, Darling, ist das Dein Album? Hast Du das alles selbst gemacht?" Die Erwiderung könnte lauten: "Ja Mom, bis auf 'That's alright'. Das ist aus der Feder von Stevie Nicks von Fleetwood Mac." - "Ich bin so stolz auf dich, meine kleine Caitlin". Das kann Liz Rose auch sein. Und jetzt zu den banalen Dingen des Lebens: Essen ist fertig.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Learning to ride
- Shanghai cigarettes
- New York
- Coming up
Tracklist
- Learning to ride
- Own side
- For the rabbits
- Shanghai cigarettes
- New York
- Spare me (Fetzer's Blues)
- Things change
- That's alright
- Sinful wishing well
- Coming up
Referenzen
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Threads im Forum
- Caitlin Rose (7 Beiträge / Letzter am 21.11.2010 - 23:20 Uhr)