
My Chemical Romance - Danger days: The true lives of the fabulous killjoys
Reprise / WarnerVÖ: 19.11.2010
Die Imagepflegel
Wenn es in den vergangenen Jahren eine junge Band gab, die sich problemlos auf ein ganz bestimmtes Image festnageln ließ, dann war es zweifelsohne My Chemical Romance. Als Branchenprimus der x-ten Emocorewelle waren die Herrschaften zur rechten Zeit am rechten Ort und trafen den Nerv der Kids. Zumindest den von sehr vielen. Denn während bei den einen Gerard Way als Poster die Jugendzimmerwand zierte, und diese mit massiven Plattenkäufen dafür sorgten, dass zumindest etwas Farbe in Form von Platin- und Goldauszeichnungen ins Spiel kam, war das Ganze für andere zu viel des Schwarzen. Von wegen black is beautiful. Suizidvorwürfe, Mitschuld und andere Unschönheiten machten bald die Runde.
Wenn das teils hausgemachte, teils durch die Medien fabrizierte Image zudem den Protagonisten selbst zunehmend auf den Senkel geht, ist es Zeit für eine Auszeit. Was man währenddessen so macht? Zum Beispiel von der Ost- an die Westküste ziehen, Nachwuchs bekommen, Comics zeichnen und sich die Haare färben. Ist Rot das neue Schwarz? Scheinbar ja. My Chemical Romance legen mit "Danger days: The true lives of the fabulous killjoys" ein Album vor, das polarisieren wird. Die einen werden spätestens nach dem ersten Refrain von "Na na na (Na na na na na na na na na)" erst einmal irgendein Musikforum aufsuchen, ordentlich ablästern und ein semiwitziges ASCII-Facepalm-Bildchen kreieren. So viel Erwartbares vom Katastrophentourismus. Doch auch die Fans der ersten Stunde werden sich zunächst wundern, nach und nach aber feststellen, dass dieser rotzige Dreieinhalbminüter doch irgendwie knackig, unverschämt poppig, rockig und breitbeinig nach vorne und ins Ohr geht. Gerade dieser Song scheint eine Art Initialzündung gewesen zu sein. Pathetisch gesehen, ließe sich gar irgendwas von befreiend anmerken. Muss aber nicht.
Ähnliches gilt für die erfrischende Midtempo-Nummer "The kids from yesterday". Ist da etwa jemand erwachsen geworden? Nicht ganz, aber vielleicht einfach nur der Schwermut und der Uniformen überdrüssig. Teenage Angst und Paranoia waren einmal. Als hätten My Chemical Romance jede Menge nachzuholen, legen sie mit "Planetary (GO!)" einen nicht minder fluffig voranschreitenden Discostampfer aufs Parkett. So klingt also Spaß in bunt. Oder Bubblegum auf skurrilem Endzeit-Dancefloor. Im zweiten Anlauf entpuppt sich "Danger days: The true lives of the fabulous killjoys" als eine Art Konzeptalbum, dessen Komponenten aus dem postapokalyptischen Kalifornien anno 2019, einem Piratenradio-DJ namens Dr. Death Defying und einer Bande rebellierender Kids bestehen. Was nach einer schrägen Comic-Version von Mad Max klingt, kommt bei Songs wie "Party poison", "Vampire money", "Destroya" oder "Save yourself, I'll hold them back" als gehörige Portion Rock'n'Roll rüber. Glam und Hairspray-Metal sind auch nicht weit entfernt. Dahingegen laden "Sing" oder "Summertime" als bedächtige Stadionnummern zum Verweilen und "S/C/A/R/E/C/R/O/W" zum Schunkeln ein. Von Düsternis keine Spur mehr. Es hellt auf.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Na na na (Na na na na na na na na na)
- Planetary (GO!)
- The kids from yesterday
Tracklist
- Look alive, sunshine
- Na na na (Na na na na na na na na na)
- Bulletproof heart
- Sing
- Planetary (GO!)
- The only hope for me is you
- Jet-star and The Kobra Kid/Traffic report
- Party poison
- Save yourself, I'll hold them back
- S/C/A/R/E/C/R/O/W
- Summertime
- Destroya
- The kids from yesterday
- Goodnite, Dr. Death
- Vampire money
Im Forum kommentieren
solea
2023-02-22 00:27:52
Ich war beim ersten Album 18 und hatte die typische "schwere Trennung" hinter mir. Da war das Debüt sowas wie der heilige Gral für mich. Auf diesem waren sie ja auch wirklich nicht poppig. Ich hab ihnen deswegen den Weg danach etwas übel genommen (damals), gerade weil sie vom sound her Richtung "größere Stadien" gegangen sind.
Ich war jetzt regelrecht überrascht wie "fröhlich" viele Songs auf dem Album hier sind, das hätte ich dem gerard way der Anfangszeiten gar nicht zugetraut. Ein Lied wie "sing" hätte ich im Radio wahrscheinlich gar nicht als MCR wahrgenommen. Zwar nicht schlecht, aber eben nicht die Band, wie ich sie kennengelernt hatte.
Blanket_Skies
2023-02-20 13:41:59
Ich fand die Band immer recht poppig und mochte sie auch dafür. Das Killjoy Album war für mich deshalb bis auf wenige gewollt eingängige Songs immer noch ein guter Release. Dieser ganze Outfitkram (hier dann statt düster in neonpastell) war natürlich schon immer albern, aber da kommt man als reiner Musikhörer ja kaum mit in Kontakt.
solea
2023-02-20 09:09:59
Eben das erste mal gehört. Wusste nicht, dass sie am Ende soo poppig geworden sind.
Nettes Album, was für die ganze Familie :-)
edegeiler
2022-06-22 11:00:09
Ich würde gerne dazu noch ein paar Songs aus den letzten EPs "Conventional Weapons" empfehlen. "Boy Division", "Kiss the Ring" oder "Make Room!!!" hätten "Danger Days" um einiges aufgewertet.
edegeiler
2022-06-11 09:41:27
Der Sound ist nicht gut gealtert. Klingt richtig seltsam produziert, wie eine Mischung aus Rock und Elektropop Produktion. Die Songs sind zwar solide, aber nicht so Stimmungsbrocken wie sie MCR schon gemacht haben.
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