Freelance Whales - Weathervanes
Frenchkiss / Zomba / SonyVÖ: 26.11.2010
Hui-Buh!
Gleich vorweg: Das Debüt der im New Yorker Stadtteil Queens gestrandeten Freelance Whales ist außerordentlich geistreich - "Weathervanes" erzählt nämlich von einem Jungen, der sich in ein Gespenstermädchen verliebt hat. Man könnte dieses Albumkonzept für ein wenig naiv halten, aber das wäre dann doch etwas untertrieben. Frontmann Judah Dadone klingt wie der jugendliche Bruder von Ben Gibbard, auch wenn er vermutlich schon längst volljährig ist. Die Melodien sind allesamt ebenso eingängig wie kindergartenkompatibel, die Texte bewegen sich auf niedlichem Mittelstufenniveau mit Höhepunkten wie "I've arranged for your phobias to be performed by a string quartet", und die Instrumente wurden wahrscheinlich bei Toys "Я" Us gekauft - zumindest die gefühlten 45 Glockenspiele.
"Arcade Fire for your little sister" schrieb ein beliebter amerikanischer Blog über dieses lustige Quintett, was ja durchaus ein Kompliment ist. Spätestens bei "Starring" könnte man Freelance Whales aber auch mit "The Postal Service for your little sister" in Verbindung bringen, besser bekannt unter dem Namen Owl City. "We could be friends" wäre dann "Death Cab For Cutie for your little sister" und "Broken horse" immerhin sogar "Sufjan Stevens for your little sister". Es nervt so langsam? Tja, genau so ist das mit "Weathervanes" auch. Dabei beginnt das Album doch überaus vielversprechend - mit "Generator 1st floor", einem himbeerfarbenen Folk-Pop-Schmankerl aus Banjo, Gitarre, Harmonium und, natürlich, Glockenspiel. Keiner der 13 Songs kommt ohne aus.
Im zweiten Stück packen die vier Herren plus Quotendame dann auch schon den Owl-City-Synthesizer aus und weben einen verträumten Kokon für "Hannah". Es folgt der mit Abstand verstörendste, genauer gesagt der einzige verstörende Moment dieser Platte: "Location" beginnt mit dumpfem Elektro-Gestampfe, kriegt dann aber doch noch die Kurve zu einer weiteren schwärmerischen Indiepop-Hymne. Das kann man langweilig oder naiv finden, aber in erster Linie ist es einfach nur zuckersüß. Man möchte diesem Album das Köpfchen tätscheln und einen herzförmigen Lolli schenken. Während die Intermezzi "Channels", "Danse flat" und "Vessels" reichlich Atmosphäre stiften, sorgen "Ghosting" und "The great estates" eher dafür, dass man sich lieber noch einmal die erheblich bessere erste Hälfte von "Weathervanes" anhören möchte. Denn danach spukt nicht mehr viel herum, außer dieser einen Erkenntnis: Das Fleisch ist willig, aber der Geist ist schwach.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Generator 1st floor
- Location
Tracklist
- Generator 1st floor
- Hannah
- Location
- Channels
- Starring
- Kilojoules
- Broken horse
- Danse flat
- Ghosting
- We could be friends
- Vessels
- Generator 2nd floor
- The great estates
Im Forum kommentieren
Hanno
2012-08-01 20:20:41
Zauberhafte Platte!
Wer es ebenfalls anders sieht als die Rezensentin, sollte unbedingt auch mal in "The Broken String" von Bishop Allen reinhören. Gibt hier im Forum auch einen Beitrag dazu ...
Lennson
2011-01-13 10:54:24
bald gibt's auch mal konzerte, zwei stück, gemeinsam mit den broken records.
07.02.2011 - Hamburg - Uebel & Gefährlich
08.02.2011 - Berlin – Magnet
Gordon Fraser
2010-11-26 11:43:18
Hm, mir hingegen gefällt die zweite Hälfte besser. Gefühlt ist mir der erste Teil tatsächlich ein bisschen zu weichgespült.
eric
2010-11-26 11:41:09
Sehr hübsch. Die erste Hälfte ist wirklich bombe, die zweite hat noch nicht so sehr gezündet. Die Medodien (Location, Starring, Hannah, ...) sind z.T. Wahnsinn!
Nur zur lnfo
2010-11-23 20:09:00
Hab nur mal kurz reingehört, Generator 2nd Floor gehört aber sicher zu den Highlights. Wenn nicht, hat die Playyte sicher mehr Punkte verdient.
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- Freelance Whales - Weathervanes (17 Beiträge / Letzter am 01.08.2012 - 20:20 Uhr)