
James Blunt - Some kind of trouble
Custard / Atlantic / WarnerVÖ: 05.11.2010
Öde Oden
Böse Zungen behaupten: Track 12 sei mit Abstand der beste auf James Blunts drittem Album "Some kind of trouble". Er besteht aus fünf Sekunden wohlklingenden Nichts. Darauf folgt der Rausschmeißer "Turn me on", der den Gedanken nahe legt, Blunt hätte eventuell etwas eingeschmissen. Noch nie zuvor klang der sensible Ex-Soldat so versaut: Zu zünftig kopulierendem Bass verkündet er lüstern "Underwater / With someone's daughter / Gonna make you a dirty woman." Also so unfassbar schmutzig, dass selbst das Wasser die Schande nicht abwaschen kann. Der limitierten Edition liegt ein spezieller Make-Up-Stift bei, mit dem man seine roten Ohren fachgerecht abdecken kann. Glaubt Ihr etwa nicht? Na gut, stimmt auch nicht. Was aber wahr ist: "Turn me on" liefert zugleich den spannendsten und den peinlichsten Moment auf "Some kind of trouble".
Böse Zangen behaupten: An Blunts neuem Album wurde einfach zu viel herumgeschraubt, zu verbissen die Wasserwaage angelegt. Es wurde zu schnell dem ebenso ausschlagfreudigen wie ausschlagfördernden Radiohit-Detektor geglaubt, und ein paar Mal zu oft jemand gefragt, der sich angeblich mit so etwas auskennt. Jeden der zwölf Songs hat Blunt im Team ausgeheckt, wie man es bereits von seinen Alben "Back to Bedlam" und "All the lost souls" gewohnt ist. Nur wirkt die Anzahl der beteiligten Songschreiber bedauerlicherweise nicht als Qualitätsmultiplikator: An der ersten Single "Stay the night" hat unter anderem Ryan Tedder mitgewirkt, der schon Nummer-1-Hits für Leona Lewis, Beyoncé und natürlich seine eigene Band OneRepublic fabriziert hat. Sogar Bob Marley wird als einer der Co-Autoren aufgeführt - aber auch nur, weil Blunt mal kurz aus "Is this love" zitiert. Doch selbst diese Referenz kann nicht verhindern, dass "Stay the night" die mit Abstand ödeste Veröffentlichung in Blunts Diskographie ist.
Es ist einfach keine gute Idee, ein ausgelassenes, energiegeladenes Pop-Album aufnehmen zu wollen, wenn man mehr so der Typ für introvertierte, melancholische Balladen ist. Folglich wirken Stücke wie "Dangerous" mit seinem stupiden Beat und diesem seltsamen Hauch von R'n'B, "I'll be your man" mit bemüht lässigem Geklatsche und der irritierenden Zeile "Baby come over / From the end of the sofa" oder der unangenehm transpirierende Bombast-Rock von "So far gone" reichlich deplaziert. Aber natürlich gibt es auch dieses Mal ein paar Tränendrüsenschmeichler, allesamt Klaviernummern. Da wären beispielsweise das sensationell unpassend betitelte, aber durchaus nette "No tears", die lieblich streicherumsäumte Ballade "Best laid plans" und vor allem das - nicht zuletzt wegen seiner dezenten Beatles-Verehrung - sehr hübsch geratene "If time is all I have". Einen Guilty-Pleasures-kompatiblen Superhit wie "You're beautiful" hat "Some kind of trouble" allerdings nicht zu bieten. Diesen Ärger kann man sich also ersparen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Best laid plans
- If time is all I have
Tracklist
- Stay the night
- Dangerous
- Best laid plans
- So far gone
- No tears
- Superstar
- These are the words
- Calling out your name
- Heart of gold
- I'll be your man
- If time is all I have
- Empty track
- Turn me on
Referenzen
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