Badly Drawn Boy - It's what I'm thinking Pt. 1 - Photographing snowflakes

Twisted Nerve / Edel
VÖ: 05.11.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Demut, erste Lektion

Jetzt läuft es wie am Schnürchen bei Badly Drawn Boy: Hatte der bemützte Musiker eine halbe Ewigkeit an mangelndem Selbstbewusstsein gelitten, spülte "Is there nothing we could do?", dieser wohltuende Seufzer, alle Hemmungen fort. Es war der traurigschöne Film "The fattest man in Britain", zu dem Damon Gough die musikalische Untermalung lieferte. Was vor Kurzem noch ein Häufchen Elend war, ist jetzt ein brodelnder Vulkan und "It's what I'm thinking Pt. 1 - Photographing snowflakes" der erste Teil einer Trilogie, die der leise Brite ungewohnt vollmundig ankündigt. Er wird das einhalten, anders als Sufjan Stevens sein "50 States Project". Gough ist kein Visionär, er ist demütig.

Der Vergleich mit Bob Dylan passt besser, denn dessen Ansatz ist der gleiche wie Goughs in dieser Trilogie: Songs aufnehmen, wenn sie anfangen zu fließen. Heißt: Idee im Kopf, Aufnahmeknopf gedrückt. Teil eins ist ein zartes Album geworden, weich und behutsam. Los geht's mit "In safe hands", und schon fühlt man sich auf Wattewolken gebettet. Gough singt wie ein kuscheliger Teddybär, wandelt staunend durch einen elektronischen Wunderwald und nutzt die Gitarre zur Untermalung. Man denkt da an "There there" von Radiohead und an das aktuelle Konsenswerk von Sufjan Stevens. Doch fällt einem gleich wieder ein, dass Gough ja kein Visionär ist, sondern demütig.

Die Platte nimmt kaum Fahrt auf. Selbst die Single "Too many miracles" macht es sich gemütlich. Ein Orchester zieht seine ruhigen Runden, während Gough von Schneelandschaften und märchenhaften Welten singt. Paul McCartney hätte so etwas vor 41 Jahren auch nicht schöner zaubern können. Das ist das Beruhigende an "Photographing snowflakes": Alles fließt harmonisch zusammen. Fixpunkt dieser Platte, vielleicht der gesamten Trilogie, ist der Titelsong. Badly Drawn Boy singt eine Melodie, die das Herz erwärmt, die Musik schmilzt emotionale Eiszeiten.

Eine ganze Bettenburg baut Gough mit dem elektronischen Popwunder "This electric". Es holt die Platte in die Gegenwart zurück, wenn auch ein zarter Hauch der Achtziger durch die Szenerie zieht. "It's what I'm thinking Pt. 1 - Photographing snowflakes" macht es dem Hörer nicht so leicht wie die letzte Veröffentlichung des Mützenmannes. Neben diesem Album duldet man höchstens eine einsame Flasche Wein, die beim Kennenlernen nicht weiter stört. Und überlässt den Rest den Überraschungen der Nacht. Damon Gough ist kein Visionär, sondern ein Maler, der abbildet, was er sieht und fühlt. Er ist demütig. Und man selbst gespannt. Auf die Fortsetzung.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • In safe hands
  • Too many miracles
  • It's what I'm thinking
  • This electric

Tracklist

  1. In safe hands
  2. The order of things
  3. Too many miracles
  4. What tomorrow brings
  5. I saw you walk away
  6. It's what I'm thinking
  7. You lied
  8. A pure accident
  9. This electric
  10. This beautiful idea
Gesamtspielzeit: 45:03 min

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