7 Days Awake - Interference

Abandon / New Music Distribution
VÖ: 08.10.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Und es gibt sie doch

Vielleicht hat sich das der eine oder andere auch schon einmal gefragt: Was trennt eigentlich Koblenz von Bielefeld? Mal davon abgesehen, dass erstere Stadt wirklich existiert, während das bei Bielefeld ja von Verschwörungstheoretikern angezweifelt wird. Nun, auf der Autobahn sind es laut Routenplaner knapp 300 Kilometer vom deutschen Eck bis hinauf in den Teutoburger Wald. Fußballerisch trennt beide Großstädte eine Liga, auch wenn das angesichts der Arminia-Talfahrt wohl nicht mehr lange so bleibt. Und musikalisch? Da sind die Unterschiede weitaus geringer, als man meinen könnte.

Denn die Parallelen zwischen den Bielefeldern von 7 Days Awake und der Koblenzer Rock-Institution Blackmail beschränken sich nicht darauf, dass beide Bands kürzlich ihren Sänger in die Wüste geschickt haben. Sie schlagen sich auch musikalisch nieder. Zum Beispiel bei den Gitarren: Die Riffs auf "Interference" strahlen genau die kühle, aber wuchtige Präzision aus, die den besten Erzeugnissen Kurt Ebelhäusers zu Eigen ist. Durch geschicktes Spiel mit der Dynamik erschafft das Trio zudem Songs, die mal laut losledern, mal schleppend dahinrocken, die aber immer majestätisch schweben - auch hier drängt sich klar Blackmail als Bezugspunkt auf.

Und dann noch der Gesang: Die Bielefelder haben den Posten am Mikro intern neu vergeben und einfach ihren Schlagzeuger zum Sänger gemacht. Pikanterweise erinnert Hell-Gs unauffällige, aber eindringliche Stimme nicht selten an die von Aydo Abay. Das soll es nun aber schon gewesen sein mit den Vergleichen. Denn 7 Days Awake klingen bei aller Ähnlichkeit trotzdem völlig eigenständig, und vor allem: sehr gut. Fast eine Stunde lang bedient die 2003 gegründete Band souverän die komplette Soundpalette von atmosphärisch über tanzbar bis brachial.

Auf "Interference" tummeln sich eingängige, geradlinige Lieder wie die Single "Destination zero" oder der potenzielle Radiohit "Greener" neben ausschweifenden Instrumentaljams, ohne anzuecken. Dazu gesellen sich noch einige langsam anschwellende Mini-Epen wie "Guiding star", welches das Album auf die bestmögliche Weise eröffnet. Da 7 Days Awake einst als rein instrumentale Band begonnen haben, wissen sie genau, wie man gute Arrangements bastelt. Aber auch griffige Gesangsmelodien fließen ihnen aus der Feder, als hätten sie nie darauf verzichtet.

Wenn das Album nach dem etwas zu lang geratenen "Atlas 2050" nicht viel zu abrupt enden würde, könnte man von einem wahren Meisterwerk sprechen. So ist "Interference" lediglich ein richtig gutes und homogenes Album geworden, auf dem es viel zu entdecken gibt. In einer gerechten Welt würde Bielefeld bald in einem Atemzug mit Koblenz genannt werden, zumindest wenn es um hochwertigen Alternative-Rock aus Deutschland geht. Immerhin wissen wir dank 7 Days Awake nun, dass es diese Stadt da oben wirklich gibt.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Guiding star
  • Memento 2
  • Greener
  • Chemtrails

Tracklist

  1. Guiding star
  2. Memento 2
  3. Destination zero
  4. Sacrileague
  5. Cascading style sheets
  6. Greener
  7. Black holes
  8. Tightrope
  9. Your scene sucks
  10. Chemtrails
  11. Atlas 2050
  12. Flight operations
Gesamtspielzeit: 55:38 min