Quest For Fire - Lights from paradise
Tee Pee / CargoVÖ: 15.10.2010
Wild wild space
Als vor vielen Jahren während der Hochzeit der bemannten Raumfahrt die russische Blechbüchse "Saljut 1" ihre Bahnen um die Erde zog, war das Weltall noch etwas Faszinierendes. In enge, kanonenkugelartige Kapseln eingesperrt, ließen sich wagemutige Männer in die Erdumlaufbahn oder sogar bis zum Mond schießen, erstaunlich nah an jenen Vorstellungen, die Jules Verne vor hundert Jahren zu Papier brachte. Lange vor der "Mir", der "ISS" oder den Satelliten, die sich heutzutage mit zigmillionen Navigationsgeräten kurzschließen, war der Weltraum der neue Wilde Westen, den es zu erkundschaften und zu erobern galt. Die passende Country-Musik dazu hätten Quest For Fire geliefert, wären sie nicht mindestens 40 Jahre zu spät dran.
Spacerock ist eine der schöneren Genre-Bezeichungen. Man hört sofort, wenn Musik nach den unendlichen Weiten klingt, nach Galaxien, die weit weit weg sind, nach Planetenumlaufbahnen und massiven Galaxienhaufen. Und das paradoxerweise, obwohl man im Weltraum ja mangels Atmosphäre eigentlich überhaupt nichts hören kann. All das vereinen Quest For Fire - trotz ihres eher steinzeitlichen Bandnamens - auf "Lights from paradise". Riesige Gitarrenwände türmen sich auf wie vorbeifliegende Asteroiden, es donnert wie beim Raketenstart, und beim Verlassen der Erdatmosphäre wird plötzlich alles ganz ruhig und gleitet sanft dem Ziel entgegen.
Der ganze Hall und die leichte Verschlafenheit, die über dem Opener "The greatest hits by God" liegen, lassen zunächst eine recht gelangweilte Veranstaltung befürchten. Doch schon zu Beginn mischen sich tragisch-traurige Streicher unter die majestätisch dröhnenden Gitarren, und eine kleine, wunderschöne Melodie schält sich immer wieder aus dem psychedelischen Wust heraus, so dass der Hörer sieben Minuten lang überhaupt nicht mehr anders kann, als jeden Ton einzeln aufzusaugen und dem nächsten entgegenzufiebern. Das folgende "Set out alone" ist ein wenig kompakter, aber nicht weniger vereinnahmend, rumpelt sich übersteuernd und mit treibendem Refrain durchs All, als ob Quest For Fire in einer abstürzenden Mondlandefähre spielen würden.
In "Strange vacation" tritt dann das erste Mal eine zumindest halbakustische Gitarre in den Vordergrund. Die folkige Gesangsmelodie und der leicht geshufflete Rhythmus verfrachten das verbeulte Raumschiff zumindest in die Nähe von staubiger Prärie und abgehalfterten Saloons. Auch bei "Psychic seasons" und der ersten Hälfte von "Hinterland who's who" lassen Quest For Fire es noch mal ruhig angehen und schmeicheln den Ohren mit ausufernd-fahrigen, halbverzerrten Neil-Young-Gitarrenmelodien, bevor sie im abschließenden "Sessions of light" die "Mir" in einem glühenden Feuerball vom Himmel holen. Nach langem Intro schleppt der Song einen Verstärker nach dem anderen auf die Bühne. Kaum merklich wird es immer lauter. Und plötzlich dröhnt es von allen Seiten, Soli und Riffs überlagern und verdichten sich zum großen Finale unter freiem Sternenhimmel. Bis am Ende nur ein letzter Nachhall, ein kurzes Aufblitzen bleibt, wenn der Metallhaufen aus dem All verglüht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The greatest hits by God
- Strange vacation
- Sessions of light
Tracklist
- The greatest hits by God
- Set out alone
- Strange vacation
- Confusion's home
- In the place of a storm
- Psychic seasons
- Hinterland who's who
- Sessions of light
Referenzen
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